Hannover – Bei einer Verletzung oder etwa einer Infektion mit Bakterien reagiert das Immunsystem des Körpers zunächst mit einer Entzündungsreaktion. Sie ist die Voraussetzung für eine Heilung. Doch diese Entzündung muss streng reguliert werden: Läuft sie zu stark ab, können Krankheiten wie eine Blutvergiftung, entzündliche Darmerkrankung oder Krebs folgen.

Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun zusammen mit Kollegen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf einen zentralen Schalter für die Immunabwehr gefunden. Dabei handelt es sich um das sogenannte Enzym MK2, das über Leben und Tod von Zellen entscheidet.

Enzym MK2 reguliert Entzündungsgeschehen

Die Forscher haben ihre Entdeckung auch am Beispiel der Makrophagen (Fresszellen) des Immunsystems untersucht. Konkret konnten die Wissenschaftler zeigen, wie das Enzym MK2 das Entzündungsgeschehen reguliert: "Es phosphoryliert das sogenannte TNF-Rezeptor-interacting Protein (RIPK1), wenn bei einer Entzündungsreaktion bakterielle Hüllbestandteile oder der Botenstoff Tumornekrosefaktor auf eine Zelle einwirken. Wenn RIPK1 so verändert ist, dann kann es nicht mehr dazu beitragen, dass die Makrophagen sterben. Somit befähigt MK2 die Makrophagen unter Entzündungsbedingungen weiterzuleben", erläutert Studienleiter Matthias Gaestel.

Die Forscher hoffen nun, dass ihre Entdeckung die Entwicklung von Medikamenten gegen überschießende Entzündungsreaktionen vorantreibt. Zudem wollen sie mit ihrer Studie den Kampf gegen Krankheitserreger wie beispielsweise Bakterien der Gattung Yersinia erleichtern. Diese Erreger der Pest und verschiedener Darmerkrankungen hemmen MK2. Dazu injizieren sie Proteine in die Makrophagen, wodurch diese sterben und sich die Bakterien weiter vermehren können. (red, 19.9.2017)