Diesmal soll es um eine modische Angelegenheit gehen, die auf den ersten Blick so grob wie ungehobelt daherkommt. Sobald es beginnt, nach Herbst zu riechen, und das Wetter seine Launen hervorkehrt, werden die Karos ausgepackt – und die Holzfäller-Fantasien angekurbelt. Tommy Hilfiger zum Beispiel hat dem harmlosen Karomuster erst vor wenigen Tagen zu echter Größe verholfen.

Der Amerikaner wollte den Briten zeigen, wo der Hammer hängt. Zwanzig Jahre hatte er in London keine Mode gezeigt. Am Dienstagabend aber trumpfte er an der Themse auf: mit großen Karos über schwarzen Netzhemden und Holzfällerteilen, die am Saum Fransen zeigten. Gigi Hadid, die blonde Allzweckwaffe des Designers, kombinierte gar die kleinste aller Jeansshorts mit dem längsten aller Mäntel.

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Gigi Hadid modelte und designte für Tommy Hilfiger.
Foto: ap/ Alastair Grant

Das ließen die Briten nicht auf sich sitzen. Burberry ließ in dieser Saison die Karos ganz besonders raushängen – auf Baseballkappen wie auf Mänteln. Das britische Label will damit bei der jungen Kundschaft Punkte machen. Die Rechnung könnte aufgehen. Kaum einem Muster haben in den letzten Jahren die Hipster beständiger das Händchen gehalten: der Hipster ohne Holzfällerhemd und Skinnie-Jeans? Un-vor-stell-bar.

Zugegeben, allein dem karierten Hemd die Treue zu halten wäre zu viel verlangt. Dafür gibt es viel zu schöne Alternativen. Der ach so angesagte russische Designer Gosha Rubchinskiy zum Beispiel, der mit Burberry eine eigene Kollektion herausgebracht hat, hat dem Karo eine Frischzellenkur verordnet und es über Bomberjacken und Baseballkappen gelegt.

Die Verjüngung kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn der ungehobelte Charme des Holzfällerhemds kommt besonders bei jenen an, die vom Holzfällen nicht sonderlich viel verstehen, aber vor dem Laptop einem Leben im Einklang mit den Naturgewalten hinterherhängen. Was läge also näher, als dem Holzfällerhemd am Arbeitsplatz eine Chance zu geben? Dem Betriebsklima würde das sicher guttun. (Anne Feldkamp, 21.9.2017)

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