Bild nicht mehr verfügbar.

Die Bawag ist der erste Börsegang in Wien nach der FACC im Jahr 2014.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader
Grafik: apa

Wien – Nun ist es passiert. Fast genau zehn Jahre nach dem Verkauf der damals am Abgrund stehenden Gewerkschaftsbank Bawag PSK an US-Hedgefonds Cerberus geht die Bawag an die Börse. Gerüchte zu diesem Vorhaben standen, wie berichtet, schon im Raum, am Mittwoch hat das viertgrößte Bankinstitut Österreichs den Plan bekanntgegeben. Je nach Marktumfeld wollen die Hedgefonds Cerberus und Golden Tree (hat sich 2012 mit 40 Prozent eingekauft) im vierten Quartal Stammaktien der Bawag Group über die Wiener Börse verkaufen.


Der erste große Börsengang in Wien seit drei Jahren steht bevor, nämlich jener der Bawag PSK, einer der größten Banken des Landes. Sie ist seit etwa zehn Jahren im Eigentum von Investmentfonds.
ORF

Dem Vernehmen nach soll ein Aktienpaket von 20 bis 30 Prozent versilbert werden, die Bewertung der Bank könnte bei fünf Milliarden Euro liegen. Der Börsenprospekt ist fertig, Experten rechnen, dass der erste Handelstag in rund vier Wochen stattfinden wird.

Die Bank verspricht potenziellen Investoren eine jährliche Dividendenausschüttung von der Hälfte des Nettogewinns, 2016 war der bei 484 Millionen Euro gelegen. Allerdings will die Bawag in den nächsten Jahren aufs Gas steigen und wachsen, in erster Linie im deutschsprachigen Raum. Da hat die Bank bereits einige Zukäufe getätigt, zuletzt die Stuttgarter Südwestbank gekauft.

Grafik: apa

Plangemäß will man bis 2020 eine Milliarde Euro investieren, das Ergebnis vor Steuern soll jährlich um fünf Prozent wachsen.

Kritische Geister können darin die Story, die es für Börsengänge braucht, nicht wirklich erkennen. Die Bawag, die sich aufs Retailgeschäft konzentriert und 2,2 Millionen Kunden hat, hat sich zwar zum profitabelsten Institut des Landes entwickelt, aber: Ein guter Teil des Ertrags stammt aus recht riskantem Geschäft. Das macht die Bank in London, wo sie notleidende Kredite kauft. Und die "Internationalisierung" im deutschsprachigen Raum ist noch eine Idee, der Taten erst folgen müssen. Zur Erinnerung: Im Gegensatz zu den anderen großen österreichischen Instituten hat die Bawag ihr Auslandsgeschäft verkauft.

Aber selbst im österreichischen Geschäft gibt es Unwägbarkeiten. Der Kooperationsvertrag mit der Post AG, die der Bawag gegen Bezahlung Geschäftsflächen und Personal überlässt, wackelt. Die Bawag kritisiert, dass die Post Filialen schließt bzw. übersiedelt; die Post kritisiert, dass die Produktpalette der Bawag schrumpft und damit die Abgeltung für die Post. Ein Schiedsgericht ist eingeschaltet, die Post sondiert gerade, ob es andere Bankpartner gibt.

Exit verzögert

Für die amerikanischen Eigentümer waren die vergangenen Jahre wohl eine harte Geduldsprobe. Sie hatten sich den Kauf der krisengeschüttelten Bawag 3,2 Mrd. Euro kosten lassen und hatten vor, die Bank herzurichten und schnell wieder loszuwerden, so wie das Hedgefonds eben tun. Dem Exit kam allerdings die Finanzkrise in die Quere. Die Bawag bekam staatliches Partizipationskapital (550 Mio. Euro), eine Garantie (400 Mio.) und Cerberus schoss 205 Mio. Euro ein. Im März 2014 zahlte die Bawag die letzte Tranche vom Staatsgeld zurück.

Eine Niederlage erlitten handverlesene Bawag-Manager und Aufsichtsratsmitglieder 2016: Der Plan, ein höchst lukratives Aktienoptionsprogramm zu etablieren, wurde wegen Bedenken der Aufsicht EZB zurückgezogen. Was aus den Zusagen dafür wurde, ist nicht überliefert. (Renate Graber, 27.9.2017)