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Roy Moore in Feierlaune.

Foto: AFP/Getty

Wenn man bösen Zungen Glauben schenken darf, bringt Roy Moore sein Sieg in den republikanischen Vorwahlen zur Nachbesetzung von Justizminister Jeff Sessions als Senator für Alabama wenig: Sollte er den Posten bekommen, würde er ihn sowieso nicht lange behalten. Das unken zumindest Befürworter seines Gegenkandidaten Luther Strange, der als Favorit von US-Präsident Donald Trump galt. Was als Gehässigkeit gemeint ist, entbehrt durchaus nicht einer realen Grundlage: Denn Moore, der wiederum von Trumps Ex-Chefstrategen Steve Bannon unterstützt wurde, ist für vieles bekannt, aber nicht dafür, seine Amtszeiten erfolgreich zu beenden.

Zweimal musste der 70-Jährige bereits den Posten des Obersten Richters von Alabama vorzeitig räumen: 2003, als er sich weigerte, ein Steinmonument aus dem Gebäude des Obersten Gerichts zu entfernen, auf dem er die Zehn Gebote hatte eingravieren lassen. Und dann 2017, weil er Homosexuellen auch nach der landesweiten Legalisierung der Ehe für alle das Heiraten untersagte. Denn Homosexualität, so Moore, sei gemeinsam mit Abtreibungen eines der größten Übel überhaupt.

So erzkonservativ war Moore aber nicht immer: Ehemals Demokrat, lief er erst als 38-Jähriger zur republikanischen Partei über, als er Kayla Kisor, eine überzeugte Republikanerin, kennen und lieben lernte. Nach einer kurzen Karriere als Kickboxer und knapp einem Jahr als Cowboy in Australien heiratete er Kisor 1985. Das Paar hat vier Kinder, darunter Caleb Moore, der seinem Vater nicht wenige Sorgen bereitet. Achtmal wurde der 24-Jährige in den vergangenen fünf Jahren verhaftet, unter anderem wegen Trunkenheit am Steuer und Drogenbesitzes.

Roy Moore selbst war in Jugendzeiten unauffällig: Nach der Highschool besuchte er die Militärakademie in West Point, New York, diente im Vietnamkrieg und studierte anschließend Rechtswissenschaften an der Universität von Alabama. Danach folgten mehrere gescheiterte Versuche, in die Politik einzusteigen.

Angepasstheit kann man von ihm allerdings nicht erwarten, falls er am 12. Dezember das Rennen um den Senatsposten gegen den demokratischen Kandidaten gewinnen sollte. Denn sowohl mit seinen streng religiösen Ansichten als auch mit seiner Vorliebe für Waffen – er zog jüngst bei einer Wahlkampfveranstaltung eine Pistole, um zu demonstrieren, wie sicher sie doch sei – sorgt er regelmäßig für Gesprächsstoff. (Carla Márquez, 27.9.2017)