Andrea Brunner (38) ist – gemeinsam mit Christoph Matznetter – neue Parteimanagerin.

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So ganz scheint man ihr parteiintern die Aufgabe dann doch nicht zuzutrauen: Andrea Brunner ist neue SPÖ-Bundesgeschäftsführerin. Dies aber nur interimistisch – also bis zur Wahl am 15. Oktober. Und: Die bisherige Bundesfrauengeschäftsführerin bleibt in der Funktion nicht allein. Zweiter Geschäftsführer ist der Abgeordnete Christoph Matznetter. Soll er sich um die Kommunikation nach außen kümmern, ist ihr Job das Organisatorische. Leicht wird das in der durch ihren Berater Tal Silberstein völlig ins Strudeln geratenen Sozialdemokratie auch so nicht.

Für die am 22. Jänner 1979 in Schwaz (Tirol) geborene Tochter eines Polizisten ist es jedenfalls die mit Abstand größte Bewährungsprobe und auch der momentane Endpunkt einer durch und durch roten Karriere, die ihr quasi von der sozialdemokratischen Familie von früh auf mitgegeben wurde.

Rote Klebetattoos

Es fing schon in der Schule an: Mit 17 wird sie Vorsitzende der Aktion kritischer Schüler (AKS) Tirol, von 2001 bis 2003 engagiert sich Brunner im Vorsitzendenteam der Hochschülerschaft an der Universität Wien, danach wird sie Bundesvorsitzende der sozialistischen Studierenden des VSStÖ. Parallel dazu beginnt sie auch direkt in der Partei zu arbeiten, wird 2009 Pressereferentin der damaligen Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Als Bundesfrauengeschäftsführerin trug sie seit 2014 die Pfeiler roter Frauenpolitik mit – also die Forderung etwa nach Steuerfreiheit für den Mindestlohn von 1.500 Euro oder einer Unterhaltsgarantie gegen Kinder- und Frauenarmut. Wildeste Wahlkampfaktion der roten Frauen: Es werden Klebetattoos mit der Aufschrift "Feministin" verteilt.

Genau das zeigt, was der 38-Jährigen von Weggefährten negativ ausgelegt wird: Eine Aufbegehrerin, eine, die auch einmal anecke, die Alt-Roten ärgere oder gar einen frechen Wahlkampf führe, sei sie gar nicht. Integer und nett, wird betont, aber eben brav. Oder ihr Hobby Schwimmen aufgreifend sagt ein Kollege aus VSStÖ-Tagen: "Sie ist mitgeschwommen."

Vieles spricht dafür, dass Brunner (wie auch Matznetter) nicht mehr als eine rasch gefundene Notvariante ist. Vierzehn Tage bis zur Wahl sind wenig Zeit. Da den havarierten roten Karren noch flottzukriegen scheint unmöglich. Und so, wie die SPÖ dasteht, wird sich die Partei nach dem 15. Oktober auch völlig neu aufstellen (müssen). Vielleicht ist Brunner dann weiter Bundesgeschäftsführerin – aber wieder bei den Frauen. (Peter Mayr, 2.10.2017)