Klagenfurt/Berlin – In einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Freien Universität Berlin und der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt wurden die Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit, Gehirnaktivität und Verhalten in Bezug auf die erfolgreiche Kontrolle von Emotionen – der sogenannten Emotionsregulation – untersucht. Konkret gingen die Forscher der Frage nach, ob es bestimmte Persönlichkeitseigenschaften gibt, die eine kognitive Kontrolle von Emotionen begünstigen bzw. zu einer effektiven Emotionsregulation beitragen.

In der bildgebenden Studie mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) wurden 82 Testpersonen stark aversive Bilder – etwa von Autounfällen, Operationen, Gewaltszenen – mit der Aufgabe präsentiert, die dabei empfundenen negativen Emotionen zu regulieren.

Das heißt die Emotionen wurden entweder abgeschwächt oder verstärkt. Als Möglichkeit der Abschwächung wurde beispielsweise vorgeschlagen sich vorzustellen, dass die abgebildeten Szenen nur nachgestellt sind. Eine Form der Verstärkung ist es hingegen sich vorzustellen, ein Familienmitglied wäre in die dargestellte Szene involviert. Die dabei auftretende Hirnaktivität wurde mit einem fMRT-Scanner erfasst und aufgezeichnet. Im Anschluss beantworteten die Testpersonen Fragen nach ihrem aktuellen Gefühlszustand und füllten standardisierte Fragebögen zu ihrer Persönlichkeit aus.

Aktivierung der Amygdala

Unter Verwendung eines komplexen statistisches Modell, das die simultane Analyse der unterschiedlichen Informationen (Hirnaktivität, subjektiv wahrgenommene Gefühlslage, Persönlichkeitsmerkmale) erlaubt, konnten die Wissenschafter zeigen, dass das erfolgreiche Abschwächen von Emotionen mit einer Aktivierung der Amygdala, dem Emotionszentrum im Gehirn, und dem Persönlichkeitsmerkmal "Offenheit" zusammenhängt. Weiters ist das erfolgreiche Verstärken von Emotionen mit den Persönlichkeitsmerkmalen "Neurotizismus" und "Gewissenhaftigkeit" assoziiert.

"Die Ergebnisse zeigen, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale neben Hirnaktivität den Erfolg in der Emotionsregulation vorhersagen können. Dies stellt einen bedeutenden Schritt in der Erforschung des Zusammenspiels von Hirnaktivität und Persönlichkeit dar, da biologische Systeme mit deskriptiven Konstrukten verbunden werden", resümiert Studienleiterin Carmen Morawetz. (red, 3.10.2017)