Mit der Angst um Leib und Leben sollte die Politik nicht leichtfertig umgehen. Dass der EU-Ausschuss im Nationalrat mehrheitlich entschieden hat, gegen die anstehende Wiederzulassung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat in Brüssel zu stimmen, habe mit dem Vorsorgeprinzip zu tun, lautete das Argument von SPÖ, FPÖ und Grünen.

Die Entscheidung hat jedoch den schlechten Beigeschmack des Wahlkampfes. Schließlich sollten nicht Politiker, sondern Experten über die Zulassung potenziell gefährlicher Substanzen entscheiden. Und zwar nach transparenten und wissenschaftlich strikten Maßgaben.

Diese Experten ignoriert die Politik nun. Denn eine große Mehrheit der von der EU berücksichtigten Studien sehen keinen Grund für ein Totalverbot. Letztlich müssen Experten nämlich nicht nur einschätzen, ob eine Substanz potenziell gefährlich ist, sondern auch, ob ein Risiko im Alltag besteht. Ersteres war aufgrund einer Untersuchung der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) umstritten, Letzteres nicht. Die Kommission ließ nachhaken und erhielt wieder das Ergebnis, dass Glyphosat kein Risiko darstellt.

Hier offenbart sich jedoch eine Schwäche des Systems. Die Krebsagentur hatte keinen Zugang zu den im Zulassungsverfahren vorgeschriebenen Herstellerstudien. Das von Politik und NGOs befeuerte Misstrauen gegen die EU-Behörden ist selbstverschuldet. (Leopold Stefan, 3.10.2017)