Richtet man die Kamera auf die Seite, werden Animationen angezeigt, hier etwa die Sonnenfinsternis.

Foto: Lisa Breit/Andreas Apostel

Arkadi Jeghiazaryan gründete gemeinsam mit seinem Bruder Minas vor einem Jahr das Start-up Amlogy.

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Das Display im richtigen Winkel über die Abbildung im Heft gehalten, erscheinen ein orangeroter Feuerball – die Sonne – und zwei kleinere Kugeln, die Erde und der Mond. Der Nutzer kann nun quasi beobachten, wie der Mond um die Erde wandert (siehe Foto). In dem Moment, in dem er sich genau zwischen Sonne und Erde befindet, fällt sein Schatten auf die Erdoberfläche. Dargestellt wird die Sonnenfinsternis.

Augmented Reality, kurz AR, heißt die Technologie dahinter – die reale Welt wird um virtuelle Aspekte erweitert. Viele kennen die Funktionsweise wohl von dem Spiel Pokémon Go, bei dem man am Smartphone gegen Monster in der Umgebung kämpft.

Warum nicht das Prinzip, das im Vorjahr Spieler und Spielerinnen auf der ganzen Welt süchtig machte, zum Lernen nutzen?, dachte sich wohl Arkadi Jeghiazaryan, der gemeinsam mit seinem Bruder Minas vor einem Jahr Amlogy gründete. Das Start-up entwickelt Augmented- und Virtual-Reality-Lösungen meist für Werbekampagnen, etwa für Coca-Cola – und nun eben in Kooperation mit dem Tech-Unternehmen Arloopa die Smartphone-App Areeka. Sie funktioniert in Kombination mit einem speziellen Heft, das im Morawa-Verlag produziert wurde. Darin werden physikalische Prozesse erklärt – neben der Sonnenfinsternis etwa auch die Brechung von Licht oder der Auftrieb im Wasser.

Digitales als "Zusatz"

Physiklehrer und Physikbuchautoren hätten bei der Erstellung des Heftes geholfen, sagt Jeghiazaryan, der sich wünscht, dass künftig mehr Schulbücher "augmentiert" würden. Man müsse dazu keine neuen drucken, betont er, Areeka könne darauf programmiert werden, vorhandene Abbildungen zu scannen und zugehörige Informationen einzublenden.

Das könne den Stoff anschaulicher gestalten, das Lernen spielerischer, den Unterricht abwechslungsreicher. Projiziert werden aber nicht nur AR-Animationen, sondern auch Videos und Audios. Sie poppen quasi automatisch auf, wenn man mit dem Smartphone über die Seite schwenkt.

Derlei Technologien würden künftig immer wichtiger für den Alltag und das Lernen, ist Jeghiazaryan überzeugt. Daran, dass der Unterricht irgendwann gänzlich digital ablaufen wird, glaubt der Jusstudent aber nicht. Jeghiazaryan sieht Digitales "nicht als Ersatz, sondern als Zusatz."

Der offizielle Launch der Areeka-App fand im September letzten Jahres statt. Finanziert haben die Brüder die Entwicklung der App durch eine Crowdfunding-Kampagne.

Ganz neu sind solche Augmented-Reality-Lern-Apps nicht. Gerade in der informellen Weiterbildung gibt es einige Anwendungen. So können Apps etwa anzeigen, welche Sterne sich gerade über einem befinden. Man kann sich Straßenschilder oder Speisekarten übersetzen lassen – der Text wird dann direkt in der Kamera angezeigt.

Nutzen nicht erwiesen

Um den Nutzen der Technologie nachzuweisen, hat Areeka drei Pilotversuche mit über 130 Schülern durchgeführt. Ein Teil bekam Lerninhalte auf die klassische Art und Weise vermittelt, der andere erhielt zusätzlich die Animationen. Die Ergebnisse hätten gezeigt, dass in der Gruppe, für die Augmented Reality zur Verfügung stand, 50 Prozent mehr Schüler den Inhalt nachhaltig verstanden haben als in der Kontrollgruppe.

Wissenschaftliche Studien zur Frage, ob Informationen durch Augmented Reality tatsächlich besser gemerkt werden, gibt es allerdings nicht. (Lisa Breit, 12.10.2017)