Wer bekommt sie zuerst und wo diskutieren sie wie lange? Um die Spitzenkandidaten der Parteien ist ein regelrechter Wettlauf zwischen dem ORF und den Privatsendern entbrannt.

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Wien – Die Ergebnisse der Nationalratswahl am Sonntagabend sind auch ein Fernsehereignis, bei dem die österreichischen Sender mit hohen Quoten rechnen. Um das begehrte Zuschauerinteresse liefern sich ORF und Privatsender einen Wettlauf – mit zuweilen skurril anmutenden Ausmaßen: Objekt der Begierde sind die Spitzenkandidaten, um die erste Runde ist ein regelrechter Wettlauf entbrannt.

Im Detail: Von 16.45 bis 19.15 Uhr und dann wieder ab 20.15 Uhr berichten Puls 4, ATV, Servus TV und Schau TV gemeinsam – wie berichtet – und teilen sich hier auch den Raum mit dem ORF im Wiener Kamineum am Josefsplatz nahe der Hofburg. Puls 4 zeigt von dort aus um 20.15 Uhr die Reaktionen der Spitzenkandidaten. Der ORF buchte ursprünglich auch dort, änderte nach STANDARD-Infos aber kurzfristig seinen Plan und übersiedelt nun für die Runde um 19.55 Uhr in den Gardesalon. Sie ist bis 20.30 Uhr angesetzt.

ORF: War lange geplant

Auf STANDARD-Anfrage bestreitet der ORF, dass mit dem örtlichen Wechsel die Runde der Privatsender konterkariert werden soll: "Das stimmt selbstverständlich nicht. Die ORF-Runde findet – lange geplant und mit Parlament und Burghauptmannschaft seit Monaten ausverhandelt – im Gardesalon in der Hofburg statt."

Nach rund zwanzig Minuten wandern die Kandidaten dann wieder zurück zu Puls 4, um in der Runde der Privatsender zu diskutieren. Sie soll pünktlich um 20.15 Uhr beginnen. Puls-4-Infochefin Corinna Milborn: "Wir haben ganz normal eine Runde angefragt und eine Zusage bekommen für 20.15 Uhr. Wir werden die Sendung um 20.15 Uhr starten."

Pilz boykottiert den ORF

Wie ORF-Chefredakteur Fritz Dittlbacher am Mittwoch sagte, hätten die Spitzenkandidaten ihre Zusagen für die ORF-Runde gegeben: "Wir haben die Zusage von allen Parteien, dass uns die Spitzenkandidaten von 19.55 bis 20.30 Uhr zur Verfügung stehen, wir gehen davon aus, dass sie sich daran halten."

Eingeladen seien alle Parteien, die den Einzug ins Parlament schaffen. Sollte Peter Pilz mit seiner Liste Pilz reüssieren und die Hürde von vier Prozent der Wählerstimmen nehmen, wird er trotzdem nicht an der ORF-Runde teilnehmen, betonte er am Mittwoch. Pilz kritisiert den ORF seit Wochen, weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk ihn unter Berufung auf den Klubstatus weder zu den Zweierduellen noch zur Elefantenrunde am Donnerstag eingeladen hat. (omark, prie, 12.10.2017)