Rom – Antisemitische Aufkleber, die Lazio-Rom-Fans im Olympiastadion hinterlassen haben sollen, haben in der italienischen Hauptstadt für Entsetzen gesorgt. Auf Wänden im Stadion sind laut Medienberichten nach dem 3:0-Sieg von Lazio über Cagliari Calcio am Sonntag Klebebilder angebracht worden, auf denen antisemitische Sprüche zu lesen oder Anne Frank im Trikot von Stadtrivale AS Rom zu sehen waren.

Der italienische Fußballverband und auch die italienischen Behörden wollen den Vorfall untersuchen, hieß es laut "Gazzetta dello Sport". FIGC-Präsident Carlo Tavecchio verurteilte die Aktion laut Nachrichtenagentur Ansa als "unsägliches Verhalten". "Lazio hat stets jegliche Form von Rassismus verurteilt", sagte ein Sprecher des Clubs der Nachrichtenagentur Ansa und sprach von einer "kleinen Zahl an Unbedachten".

Lazio-Fans standen erst kürzlich wegen rassistischer Gesänge in der Kritik. Deshalb war die Nordkurve beim Heimspiel am Sonntag geschlossen geblieben. Auch am 5. November gegen Udinese Calcio bleibt die Curva Nord gesperrt.

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hat die Klebe-Aktion zu Beginn der Plenarsitzung am Dienstag in Straßburg verurteilt. "Anne Frank als Beleidigung gegenüber einer anderen Gruppe einzusetzen, halte ich für sehr schwerwiegend. Ich glaube, der Antisemitismus muss als schreckliche Erfahrung der Geschichte der Vergangenheit angehören", erklärte Tajani. Anne Frank war kurz vor Kriegsende dem nationalsozialistischen Holocaust zum Opfer gefallen.

"Das ist keine Kurve, das ist kein Fußball, das ist kein Sport. Raus mit den Antisemiten aus den Stadien", schrieb die Präsidentin der jüdischen Gemeinde in Rom, Ruth Dureghello, auf Twitter.

Lazio-Präsident Claudio Lotito kündigte derweil an, dass künftig 200 junge Fans jedes Jahr das Konzentrationslager Auschwitz besuchen sollen. "Die meisten unserer Fans sind gegen den Antisemitismus", sagte Lotito. (APA; sid – 24.10.2017)