Prominente wie Nina Proll erreichen mit ihren Aussagen tausendfach mehr Menschen als irgendein Ungustl vom Stammtsich. Dessen sollten sie sich bewusst sein, wenn sie bei Facebook und Co einfach drauflosschreiben.

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Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand mit Öffentlichkeitswirksamkeit bemüßigt fühlt, jetzt mal besonders "originell" in Sachen #metoo zu sein. Die einhellige Meinung, es müsse sich endlich ändern, dass Frauen ständig – wie die #metoo-Kampagne zeigt – sexueller Belästigung und oft auch sexueller Gewalt ausgesetzt sind: Wenn sich eine Nina Proll da auch noch untergehakt hätte, wäre die Aufmerksamkeit dafür wohl enden wollend gewesen. Aber es war wohl kein knallhartes Kalkül in Sachen Aufmerksamkeit, das Proll zu diesem Facebook-Postings motivierte. "Warum wollen Feministinnen, dass Frauen immer Opfer sind?" und dass "sexuelle Annäherungsversuche doch grundsätzlich erfreulich" seien, schrieb die Schauspielerin. Das klingt eher danach, keine Minute nachgedacht und noch weniger Zeit in seinem Leben mit Gleichberechtigung und Feminismus verbracht zu haben.

Undurchdachte Aussagen überall

Und es klingt auch nach völligem Unverständnis, worum es bei #metoo geht. Es geht nicht um einen Flirt zwischen beruflich oder sonstig Gleichrangigen, sondern um einen "Flirt", den jemand erzwingt, jemand in einer Machtposition. Und es geht um sexuelle Gewalt und um die unzähligen unangenehmen Situationen, in die Frauen durch sexistische Kommentare oder Anmachen – auch von Kollegen – gebracht werden. Wie kommen Frauen dazu, diesem Mist ausgesetzt zu sein? Darum geht es.

Wir kennen das ja zur Genüge. Undurchdachte bis bewusst sexistische Aussagen gibt es beim Thema Sexismus und – noch schlimmer – bei sexuellen Übergriffen und sexueller Gewalt immer und überall. Wir hören sie von Verwandten, Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen, von Bekannten, wir hören sie auf der Straße. In Internetforen, auf Twitter und auf Facebook. Betroffene können vielleicht irgendwie versuchen, diesen unzähligen dummen Sprüchen so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, damit sie nicht noch ein zweites Mal getreten werden.

Widerrede nötig

Das ist ohnehin schon schwierig bis unmöglich. Und genau deshalb sollten Prominente, deren Aussagen tausendfach mehr Menschen erreichen als jene des Ungustls vom Stammtsich, sich zumindest in einem Mindestmaß informieren, bevor sie sich öffentlich zu einem derart sensiblen Thema äußern. Schreiben Prominente aber ohne jegliche Substanz lustig drauflos, erzählen sie breitenwirksam Unsinn – und der darf nicht unwidersprochen stehen bleiben. Vielleicht hören solche Sager nämlich auch ein paar, vor allem jene, die sich mit Aussagen im Stile von "Stellt euch nicht so an" ein zweites Mal erniedrigen lassen mussten. (Beate Hausbichler, 27.10.2017)