Brüssel/Paris/Leverkusen – Die EU-Kommission legt im Streit um die erneute Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat einen Kompromissvorschlag vor. Neu werde eine Verlängerung der Lizenz für die Chemikalie um fünf Jahre angestrebt, teilte die Brüsseler Behörde mit. Damit rückt die Kommission von der bisher geforderten Verlängerung von sieben Jahren und davor von zehn Jahren ab. Der neue Vorschlag sei den 28 Mitgliedsstaaten zugesandt worden, die voraussichtlich am 9. November darüber abstimmen werden. Das jüngste Votum am Mittwoch war wie einige davor ergebnislos verlaufen.

Um die Verlängerung wird zäh gerungen, weil es in wichtigen Ländern der Union keine klare Haltung zu Glyphosat gibt. In Deutschland arbeitet nach der Wahl die Bundesregierung nur noch geschäftsführend und muss bei Festlegungen vorsichtig sein. Zudem gibt es Streit zwischen den Ministerien, weshalb man sich bei einer Abstimmung in Brüssel enthalten müsste. Frankreich zeigte sich zuletzt offen für eine Vereinbarung von vier Jahren. Die Zeit drängt, da die derzeitige Genehmigung nur noch bis Mitte Dezember läuft.

Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation stuft Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein. Untersuchungen von europäischen Lebensmittelsicherheits- und Chemiebehörden sowie aus Kanada und Japan bestätigen den Verdacht nicht. Glyphosat ist Kernbestandteil des umsatzstarken Pflanzensprühmittels Roundup des US-Konzerns Monsanto. Dieser soll an den deutschen Wettbewerber Bayer verkauft werden.

Rückschlag für Bayer in Frankreich

Einen Rückschlag gab es für Bayer unterdessen in Frankreich: Die dortige Gesundheits- und Umweltbehörde (ANSES) hat die Lizenz des Chemie- und Pharmakonzerns für den Unkrautvernichter Basta F1 mit Glufosinat-Ammonium nach einer Prüfung widerrufen. Die Auswirkungen des Mittels auf die Gesundheit seien nicht sicher, teilte die Behörde am Donnerstag mit.

Das Herbizid kommt bei der Bespritzung von Weinbergen, Obstgärten und Pflanzen zum Einsatz. Es ist das einzige Unkrautvernichtungsmittel in Frankreich, das Glufosinat enthält. Glufonsinat ist eine Alternative zu dem umstrittenen Mittel Glyphosat, das laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation als wahrscheinlich krebserregend eingestuft wird. Ein Ausschuss der Europäischen Union vertagte am Mittwoch eine Entscheidung über eine Zulassungsverlängerung. (APA, Reuters, 27.10.2017)