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Unter der Lupe: Viele Nutzer überlegen lange vor dem Smartphone-Kauf – und tun sich mit der Entscheidung schwer.

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Apple macht es seinen Fans dieses Jahr besonders schwer. Gab es viele Jahre lang nur ein einziges iPhone pro Jahr, wurde dieses Angebot später auf zwei Modelle erweitert. Doch heuer gibt es erstmals auch ein drittes iPhone – und mit diesem treibt das Unternehmen seine Anhänger in eine echte Entscheidungskrise.

Solange das iPhone nur in zwei Ausführungen zu haben war, war die Entscheidung relativ einfach, war der relevanteste Unterschied hier doch die Bildschirmgröße. Mit dem iPhone X wird dies nun aber alles wesentlich komplizierter, sind die Differenzen zum iPhone 8 (Plus) doch mannigfaltig. Entsprechend befinden sich so manche Fans seit Wochen in einer Art Endlosschleife, bei der sich der Denkprozess in etwa so abspielt: Das iPhone 8 ist sicher ein tolles Gerät, aber das iPhone X ist nun mal das neue Topgerät. Mit seinem fast rahmenlosen Display wirkt es moderner, die 3D-Kamera samt Gesichtserkennung ist ein weiteres Plus, und dann wäre da natürlich noch dieser Oled-Bildschirm mit seinem perfekten Schwarzwert. Umgekehrt ist das iPhone X natürlich noch einmal ein ganzes Stück teurer, und die Entfernung des gewohnten Fingerprint-Scanners verunsichert zusätzlich.

Psychologie

Freilich handelt es sich bei solchen Entscheidungsschwierigkeiten um kein neues Phänomen, die Psychologie nennt dies "Multiattributive Entscheidungsaufgaben", wie "Wired" berichtet. Das Abwägen vieler unterschiedlicher Faktoren ist für Menschen eine echte Herausforderung, und gerade Kaufentscheidungen im Technikbereich sind hier besonders schwierig: "Wenn wir Experimente machen, in denen es um komplexe Entscheidungsprozesse geht, lassen wir die Probanden oft Smartphones miteinander vergleichen", betont denn auch Ben Newell, Kognitivpsychologe an der University of New South Wales Sydney.

Vergleichbarkeit

Smartphones, und auch technische Geräte im Allgemeinen, seien über Spezifikationslisten gut miteinander vergleichbar – genau das ist aber das Problem. Denn im Endeffekt ist jede Kaufentscheidung eine Abwägung, die Interessenten müssen sich also exakt überlegen, welcher dieser zahllosen Punkte für sie am wichtigsten ist. Ein Beispiel: Muss das Smartphone vor allem in die Hose passen, oder soll der Akku möglichst groß sein? Ein perfektes Gerät, das für alle optimal ist, gibt es nun mal einfach nicht – und kann es wegen solcher sich direkt widersprechenden Anforderungen auch gar nicht geben.

Lust

Zu all dem kommen dann noch irrationale Faktoren, die "Lust" nach dem Neuesten, egal ob man all das wirklich braucht oder nicht. Genau dies dürfte auch beim iPhone X eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, wobei es Apple seinen Kunden noch einmal schwerer macht, indem das neue Topmodell erst einige Wochen nach dem iPhone 8 erscheint, was einen zusätzlichen Faktor in die Rechnung einführt.

Kompromiss

Genau dieses Dilemma könnte übrigens laut Newell einen unerwarteten Effekt haben: Die Verfügbarkeit des iPhone X könnte nämlich die Absätze des iPhone 8 Plus antreiben. Grund dafür ist, dass das iPhone 8 Plus plötzlich die Kompromissentscheidung zwischen iPhone 8 und iPhone X darstellt – und so von einem Tag auf den anderen für viele wesentlich attraktiver wirken könnte. (red, 27.10.2017)