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Etwa 2500 Braunkohlegegner haben am Sonntag im Rheinland für einen Ausstieg aus der klimaschädlichen Stromgewinnung durch Braunkohle demonstriert.

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Einige Aktivisten drangen dabei in den Tagebau Hambach ein, er gilt als der größte von der RWE Power AG zur Förderung von Braunkohle.

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Bonn – Am Montag startet in Bonn die UN-Klimakonferenz. Bis 17. November soll unter anderem ein Regelwerk zur Umsetzung des Pariser Abkommens von 2015 im Mittelpunkt herauskommen, das 2018 bei der Folgekonferenz in Kattowitz verabschiedet werden soll. Die Präsidentschaft hat die Republik Fidschi inne, eine Inselgruppe, die bereits mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen hat.

Neben dem erwähnten "Paris Agreement Rulebook" wird in Bonn als zweiter Schwerpunkt auch der "Facilitative Dialogue" in die Wege geleitet. Er hat das Ziel, dass sich die einzelnen Staaten ab 2020 zu ambitionierteren Klimazielen verpflichten.

Vergangenen Freitag hat UN-Klimachefin Patricia Espinosa die EU zu mehr Engagement für den Klimaschutz aufgerufen. Österreichs Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) wird vom 14. bis 16. November beim Ministersegment der COP 23 teilnehmen.

13 US-Behörden warnen vor globaler Erwärmung

Vor dem Auftakt der Bonner Weltklimakonferenz haben Umweltschützer ausgerechnet aus den USA Beistand erhalten. Ungeachtet der strittigen Position von Präsident Donald Trump heißt es in einem von 13 US-Behörden veröffentlichten Dokument, dass die globale Erwärmung zum weitaus größten Teil von Menschenhand verursacht werde.

Zudem warnen die Autoren vor einem möglichen Anstieg der Meeresspiegel um bis zu 2,44 Meter bis zum Jahr 2100. Trump hatte im Sommer einen Ausstieg der Vereinigten Staaten aus dem 2015 in Paris beschlossen Klimaschutzabkommen angekündigt und wurde dafür weltweit kritisiert.

Hendricks: "Nicht beschummeln"

Für die verbliebenen Nationen geht es in Bonn bis zum 17. November darum, Regeln zu definieren, wie die vereinbarten Ziele erreicht werden können. "Ein Erfolg ist, wenn wir uns darauf verständigen, wie wir gegenseitig messen und gegenseitig uns nicht beschummeln", sagte die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Zur bisher größten zwischenstaatliche Konferenz in Deutschland sollen etwa 25.000 Menschen aus rund 195 Ländern kommen.

Demonstration für Braunkohleausstieg

Einen Tag vor der Konferenz versuchten mehrere Tausend Braunkohlegegner bei Demonstrationen im rheinischen Tagebaurevier Druck für einen schnellen deutschen Kohleausstieg zu machen. Die Klimadebatte ist auch ein großer Streitpunkt in den Jamaika-Sondierungen von Union, FDP und Grünen. Zwar haben sich die Parteien nach heftigen Streitereien zu den deutschen und internationalen Klimazielen für 2020, 2030 und 2050 bekannt – wie sie erreicht werden sollen, blieb aber offen.

Die Verstromung von Braunkohle gilt als mit Abstand klimaschädlichste Form der Stromgewinnung und als wesentlich mitverantwortlich für ein mögliches Verfehlen der deutschen Klimaziele. Andererseits stammt trotz aller Bemühungen um eine Energiewende weiter knapp ein Viertel des deutschen Stroms aus der Braunkohle.

Bereits am Samstag hatten in der früheren deutschen Bundeshauptstadt die ersten Demonstrationen mit rund 10.000 Klimaschützern begonnen. Auffällig war, dass die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nahezu ähnlich viel Kritik auf sich zog wie Trump. Nach einer Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag" sind 59 Prozent der Deutschen dafür, dass die nächste Bundesregierung den Kohleausstieg beschließt, und 31 Prozent dagegen. 69 Prozent der 504 Befragten wollen demnach Umwelt- und Klimaschutz im Zweifel Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen geben, 27 Prozent wollen das nicht.

Hoffnung auf Kehrtwende der USA

Trotz des geplanten US-Austritts aus dem Pariser Abkommen sind bisher alle anderen Teilnehmer dabeigeblieben. Auch diejenigen, "die es nicht so einfach haben", sagte Hendricks mit Blick auf China und Indien, wo viele Menschen noch einen Stromanschluss bräuchten. Die Länder hätten ihre Energiepläne geändert. "Sie investieren auch in Kohlekraftwerke, aber viel weniger, als sie eigentlich wollten."

Der deutsche Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth zeigte sich sicher, dass auch die Vereinigten Staaten ihre Position zum Klimaabkommen irgendwann wieder ändern. "Wir werden den Satz hören: "The US is back again"", sagte er.

Der am Freitag (Ortszeit) publik gewordene US-Klimareport bietet inhaltlich im Grunde wenig Überraschendes – allerdings finden sich in dem Papier noch einmal deutliche Formulierungen. "Es ist extrem wahrscheinlich, dass menschliche Aktivitäten, insbesondere der Ausstoß von Treibhausgasen, die dominante Ursache der seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachteten Erwärmung ist", heißt es dort etwa. Es gebe "keine alternative Erklärung". (APA, 6.11.2017)