Einrichtungsspezialistin Ursula Polster mit Hündin Paula. Geduscht wird früh morgens nach dem ersten Spaziergang.

Foto: Nathan Murrell

Eine Badewanne kommt gar nicht infrage. Ich kann damit überhaupt nichts anfangen. Dabei habe ich es mit dem Baden redlich versucht. Es ist mir einfach zu langweilig. Nehme ich ein Buch in die Wanne mit, muss ich es unbequem halten, damit die Seiten nicht nass werden, hinten am Kopf saugt sich das Handtuch, das man untergelegt hat, mit Wasser voll und so weiter und so fort. Selbst in einem luxuriösen Hotelzimmer sieht mich die Badewanne nicht. Eine Ausnahme gibt es: Spüre ich eine Grippe im Anmarsch, rufe ich eine Freundin an und frage sie, ob ich mich bei ihr mit einem Eukalyptusbad in die Wanne legen darf.

Als meine Schwester und ich noch Kinder waren, steckten uns die Eltern einmal in der Woche in die Badewanne. Das musste reichen. Ich kann mich noch gut an den schwarzen Rand erinnern, den man sah, nachdem das Wasser ausgelassen wurde. Wir waren viel im Freien.

Ich bin eindeutig der Duschtyp, gehöre aber nicht zu jenen, die eine Ewigkeit wie unter einem tropischen Wasserfall stehen und sich berieseln lassen, während sie sinnieren. Ich mag es nicht einmal, wenn das Wasser direkt von oben kommt, also diese Regenduschen. Ich bevorzuge einen starken Strahl.

Ganz schlimm im Bad ist es, wenn die Temperatur nicht stimmt, wenn es zu kalt ist. Eine Fußbodenheizung ist vor allem im Bad eine feine Sache.

Wahrscheinlich kann man die Welt des Bades in zwei Gruppen einteilen. Jene, die zack, zack duschen und dann dahin sind, und die Gruppe jener Badender, die ewig in der Wanne liegen. Gerade in größeren Familien ist das Bad oft der einzige Ort, an dem man mal richtig in Ruhe allein sein kann. Deshalb verstehe ich es gut, dass sich gerade junge Leute gern ewig im Bad aufhalten.

Generell entwickelt sich das Bad mehr und mehr zum Aufenthaltsort und tut es somit der Küche gleich, die auch längst nicht mehr nur der Nahrungszubereitung dient. Dass durch diese Entwicklungen die Intimität im Bad heute eine andere Rolle spielt, finde ich nicht nur begrüßenswert. In manchen Hotelzimmern sitzt man auf der Toilette fast schon in der Auslage. Überhaupt empfehle ich, das Bad stets von der Toilette zu separieren. Leider geht sich das platzmäßig oft nicht aus, auch bei mir nicht.

Start in den Tag

Wichtig an einem guten Bad ist das Licht. Es muss hell sein. Am schönsten wäre es, wenn ich von meinem Bad in der Wiener Innenstadt durch ein großes Fenster auf einen See blicken könnte und auf den Schneeberg. Ein Hometrainer wäre fein und ein Fernseher. Und eine Infrarotkabine.

Was mir in meinem kleinen Bad am besten gefällt, ist die Nassraumtapete mit ihren floralen Ornamenten. Ich habe sie selbst aufgetragen und versiegelt. Ich empfehle diese Art von Tapete auch vielen meiner Kunden. Das Radio im Bad ist mir ebenso wichtig. Und meinen Kaffee trinke ich mittlerweile auch im Bad, schließlich brauch ich zwanzig Minuten, bis ich fertig bin. Das ist eigentlich eh schon lang.

Ich schätze es, direkt, das heißt ohne Stufe, in die Dusche gehen zu können, also nicht einsteigen zu müssen. Und meiner Hündin Paula ist das auch lieber. Auch sie wird jeden Morgen geduscht, wenn wir von unserem ersten, sehr frühen Spaziergang kommen. Sie mag das. Generell gilt, man sollte sich ganz einfach freuen, wenn man in der Früh in sein Bad kommt, denn schließlich startet dort der Tag.

Wenn man mich anstatt nach einer Henkersmahlzeit nach einem Henkersbad fragen würde, müsste ich ablehnen. Ich glaub nicht, dass man vor der Guillotine noch duschen will. Vielleicht innerlich, mit einer guten Flasche Rotwein. (Michael Hausenblas, RONDO, 9.11.2017)