Obwohl Vasiliki Alexandri täglich fünf Stunden und mehr im Wasser verbringt, kann sie auch unter der Dusche nicht genug davon bekommen.

Foto: Nathan Murrell

Wasser bedeutet einfach alles. Ohne Wasser geht gar nichts. Wasser ist mein Leben und auch das meiner Schwestern, die ebenfalls Synchronschwimmerinnen sind. Allerdings schwimme ich im Einzelbewerb. Eine meiner Schwestern hat einmal gesagt: "Wasser ist die Mutter." Wir sind übrigens Drillinge und mit 14 Jahren nach Österreich gekommen. Das war vor fünf Jahren.

Ich verbringe hier im Bundessportzentrum Südstadt bei Wien im Durchschnitt fünf Stunden pro Tag im Wasser. Wenn ich mich auf einen Wettkampf vorbereite, sind es noch mehr. Wahrscheinlich denken die meisten Menschen, unsere Haut würde dadurch ganz schrumpelig. Dem ist aber nicht so. Unsere Haut ist so sehr ans Wasser gewöhnt, dass sie eine Art Schutzfilm bildet – wie bei einer Meerjungfrau oder bei einem Fisch.

Am Sonntag haben wir meistens frei. An diesem Tag vermissen wir das Wasser und freuen uns schon wieder auf Montag. Manchmal gehen wir aber auch am Sonntag schwimmen, und sogar wenn ich krank sein sollte, ist die Sehnsucht nach dem Wasser viel schlimmer als das Fieber.

Ich dusche auch sehr gerne und sehr lange, weil das Wasser unter der Dusche so schön warm ist. Ab einer Temperatur von 22 Grad bin ich zufrieden. Auf Badewannen stehe ich natürlich auch. Leider gibt es im Zimmer des Internats keine. Wenn ich mir ein Badezimmer aussuchen dürfte, wäre es sehr geräumig mit einer großen Badewanne. Der Raum wäre ganz in Blau gehalten – mit Abbildungen von Fischen auf den Fliesen. Ein Aquarium wäre auch toll, denn mein Bad sollte mich, so gut es nur geht, ans Meer erinnern. Noch schöner ist die Vorstellung, ich könnte eine Wohnung mit vielen Fenstern unter Wasser haben, so wie der Bösewicht in einem dieser James-Bond-Filme.

Tanzen unter Wasser

Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Wasser. Man könnte von gutem und nicht so gutem Wasser sprechen. Meine Schwestern und ich fühlen das Wasser, was viele Menschen nicht verstehen können. Es ist allerdings auch schwer zu erklären. In manchen Becken fühlt sich das Wasser einfach viel leichter an.

Im Meer lässt es sich übrigens nicht gut Synchronschwimmen. Es ist viel anstrengender – nicht nur wegen der Strömung. Ich kann es nicht wirklich begründen, es ist geheimnisvoll. Eine ganz besondere Wasserbegegnung hatte ich in einem Becken in Rio de Janeiro, als ein Sturm über das Wasser pfiff und im nächsten Moment wieder die Sonne herauskam.

Ich weiß nicht, warum ich mich dem Wasser so verbunden fühle. Wir sind in Griechenland am Meer aufgewachsen und wollten als kleine Kinder schon nicht mehr aus dem Wasser heraus. Unsere Eltern konnten aber nicht die ganze Zeit auf uns aufpassen, so kamen wir mit dreieinhalb Jahren in einen Schwimmverein. Dort haben wir die anderen Mädchen in ihren schönen Badeanzügen gesehen, und da war es endgültig um uns geschehen. Auf diesem Weg kamen wir zum Synchronschwimmen. Wir haben auch Instrumente gespielt, den Ballettunterricht besucht, aber gegen das Wasser hatte nichts eine Chance.

Im Wasser zu sein bedeutet für mich völlige Freiheit. Alle Probleme und Sorgen sind weg. Nichts belastet mich. Die Gedanken sind einzig und allein positiv. Sich im Wasser aufzuhalten ist, wie zu Hause zu sein. Das war schon so, als ich noch ein Kind war. Ging es mir schlecht, habe ich mich einfach so nah wie möglich zum Meer gesetzt, denn mein richtiges Daheim ist das Wasser, und die Sportart des Synchronschwimmens ist wie Tanzen im Wasser. (Michael Hausenblas, RONDO, 10.11.2017)