Auch dieser Tweet stammte von russischen Trollen.

Foto: Twitter/Faksimile

Als im letzten März ein Terroranschlag die britische Hauptstadt London erschütterte, machte rasch ein Bild auf Twitter die Runde, das für empörte Reaktionen sorgte: "Muslimische Frau interessiert sich nicht für Terroranschlag und spaziert einfach so an einem sterbenden Mann vorbei, während sie ihr Telefon liest", hieß es in dem betreffenden Tweet. Dass die Frau, wie andere Aufnahmen klar belegen, in Wirklichkeit schockiert an der Szenerie vorbeigegangen ist, wurde dabei gezielt ausgeblendet.

Hetze

Was all jene, die diese Aufnahme verbreiteten, zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Bei der weitverbreiteten Nachricht handelte es sich nicht einfach um einen voreiligen Schluss eines unbedarften Twitter-Users, sondern um gezielte, rassistische Verhetzung, wie der "Guardian" nun berichtet. Das Ziel: Die Spaltung der britischen Gesellschaft voranzutreiben und so den Anschlag für eine Destabilisierung des Landes zu instrumentalisieren.

Russische Trolle reagierten auf den Anschlag in London rasch mit einem verhetzenden Tweet.
Screenshot: Guardian

Russische Trolle

Wie sich nun herausstellt, ist jener Account, von dem der Tweet abgesetzt wurde, nämlich Teil einer russischen Trollarmee. @SouthLoneStar findet sich auf einer vor kurzem veröffentlichten Liste des US-Geheimdienstausschusses, in der 2.752 Account angeführt sind, die eindeutig der notorischen "Internet Research Agency" zugerechnet werden können. Diese hat ihren Sitz in St. Petersburg und ist mit mehreren Hundert Mitarbeitern gezielt für die Beförderung russischer Interessen im Netz abgestellt. Dies reicht von der Lobpreisung des russischen Präsidenten Putin bis zu eben solchen verhetzenden Tweets.

Reaktion der Politik

Es ist übrigens auch nicht der einzige solche Tweet, der von dem mittlerweile gelöschten Account abgesetzt wurde. Immer wieder hatte @SouthLoneStar antiislamische Propaganda verbreitet, und sich gleichzeitig für den Ausstieg Großbritanniens aus der EU starkgemacht. Dies ruft nun auch die britische Politik auf den Plan: Premierministerin Theresa May beschuldigte am Montag Russland, gezielt Einfluss auf Wahlen in Großbritannien vorgenommen zu haben und Falschnachrichten zu verbreiten. Aus Reihen der Opposition fordert man wiederum weitere Aufklärung ein: Die Regierung müsse klarmachen, welchen Einfluss russische Aktivitäten konkret auf die Politik im United Kindom gehabt habe, heißt es etwa vom Labour-Abgeordneten Barry Sheerman. (red, 15.11.2017)