Drei Telefonbieter kämpften um das Gemälde – jener von Alex Rotter (im Bild rechts außen) erhielt den Zuschlag bei 400 Millionen (inkl. Aufgeld 450,3 Mio. Dollar).

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Das Gemälde "Salvator Mundi" von Leonardo da Vinci.

Foto: Christie's

New York – Dass die Versteigerung zu einem Spektakel würde, war angesichts der Inszenierung und inklusive einer mehrwöchigen Ausstellungstour durch die weltweit wichtigen Kunstmarktmetropolen absehbar: Das letzte bekannte Werk von Leonardo da Vinci in Privatbesitz stand zum Verkauf, in einer öffentlichen Auktion, an der sich theoretisch jeder beteiligen konnte. Praktisch gilt es in solchen Fällen, über entsprechende Vermögenswerte zu verfügen und vorab die obligate Due-Diligence-Prüfung des Auktionshauses zu absolvieren.

Dazu die faszinierende Geschichte des Bildes: 1958 wechselte "Salvator Mundi" als "School of da Vinci" bei Sotheby’s für umgerechnet nur 125 Dollar den Besitzer. 2005 tauchte das verkannte Bild bei einer Nachlassauktion in Louisiana auf, bei der es ein New Yorker Kunsthändler um 10.000 Dollar erwarb.

Der etwas andere "Imagefilm": Reaktionen der Betrachter, darunter Patti Smith und Leonardo die Caprio, aus der Perspektive "Salvator Mundis"
Christie's

Nun sollte das um 1500 und damit in zeitlicher Nähe zu Leonardos berühmtestem Werk, der "Mona Lisa" (Louvre, Paris), gemalte Christusporträt 100 Millionen Dollar einspielen. In etwa dieser Höhe dürfte auch die von Christie's dem Verkäufer im Vorfeld und unabhängig vom Verlauf der Versteigerung gewährte Preisgarantie gelegen sein.

Österreicher erhielt den Zuschlag

Etwaige Unsicherheiten waren innert weniger Minuten verflogen. Christie's-Auktionator Jussi Pylkkanen dirigierte die Gebote dreier Telefonbieter souverän, unterbrochen von erstem Applaus, als die 200-Millionen-Marke überschritten wurde. Nach 19 Minuten donnerte Pylkkanen seinen Gavel, wie das verstümmelte Auktionatorenwerkzeug genannt wird, auf sein Stehpult und besiegelte den Verkauf bei 400 Millionen Dollar. Tosender Applaus und Gejohle des Publikums waren die Folge.

Den Zuschlag erhielt Alex Rotter, Christie’s Chairman (Post War & Contemporary Art America), der stellvertretend für seinen übers Telefon zugeschalteten Klienten die Gebote deponiert hatte. Rotter ist übrigens Österreicher, Sohn der Kunsthändlerin Elisabeth Sturm-Bednarcyk (Wien), und war bis Juni 2016 beim Erzrivalen Sotheby’s tätig.

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Wer der neue Besitzer des Gemäldes ist, der nun inklusive Aufgeld 450,3 Millionen Dollar oder umgerechnet 380,85 Millionen Euro zu berappen hat, ist derzeit noch unbekannt. Gesichert ist indes, dass es sich um einen historischen Rekordwert handelt: 450,3 Millionen Dollar markieren den höchsten je bei einer Auktion erzielten Preis, vermutlich dürfte es auch der höchsten je in der Geschichte des Kunstmarkts für ein einzelnes Werk bezahlte sein.

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Denn der Spitzenwert der hinter den Kulissen der Öffentlichkeit diskret abgewickelten Private Sales liegt dem Vernehmen nach derzeit bei 300 Millionen Dollar, die ein Hedgefonds-Mogul heuer für Willem de Koonings "Interchanged" (1955) springen ließ.

Mit großer Erleichterung wird jedenfalls der russische Milliardär und AS-Monaco-Eigner Dmitri Rybolowlew als bisheriger Besitzer des "Salvator Mundi" die Auktion verfolgt haben. Denn das Bild war auch Gegenstand eines gerichtsanhängigen Verfahrens gegen Yves Bouvier. Der Schweizer Geschäftsmann hatte ihm über Jahre Kunstwerke verkauft und sich völlig überzogene Provisionen einbehalten. In diesem Fall hatte Sotheby's das Gemälde über einen Private Sale um 83 Millionen Dollar an Bouvier verkauft, der es mit einem Aufschlag von 44,5 Millionen für stolze 127,5 Millionen Dollar an Rybolowlew abtrat. (Olga Kronsteiner, 16.11.2017)