Brüssel/Wien – Die Europäische Union warnt vor einer Zunahme von besonders widerstandsfähigen Erregern, gegen die mehrere Antibiotika nicht mehr wirken. 2016 wurden solche Multiresistenzen unter anderem bei dem weitverbreiteten Darmkeim E. coli nachgewiesen, wie das Europäische Präventionszentrum ECDC mitteilte.

Dies sei besorgniserregend, weil es für Patienten, die mit solchen Keimen infiziert sind, kaum noch Behandlungsoptionen gebe, hieß es vonseiten der Organisation. Antibiotika-Resistenzen sind auf zu häufige, falsche oder nicht angebrachte Verwendung der Medikamente zurückzuführen. Zusätzlich gibt es auch einen starken Konnex zur massenhaften Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung. Die Situation ist allerdings von Keim zu Keim und von Land zu Land unterschiedlich.

"Die Anteile von resistenten Keimen variieren bei den meisten Bakterien laut dem europäischen Überwachungs-Netzwerk (EARS-Net) europaweit. Die Resistenzen sind in Süd- und Südosteuropa generell weiter verbreitet als in Nordeuropa", teilte das ECDC mit. Österreich nimmt hier traditionell eine vergleichsweise günstige Position ein.

Auch positive Entwicklungen

Bei den E. coli-Bakterien ist jedenfalls die Häufigkeit von Resistenzen gegen Cephalosporine der dritten Generation, gegen die häufig verwendeten Fluorchinolone und Aminoglykoside zwischen 2013 und 2016 gestiegen. Diese kombinierten Resistenzen machen schwere Infektionen auch schwer behandelbar.

Die Experten sehen aber auch positive Entwicklungen. Bei dem ebenfalls sehr weitverbreiteten Bakterium Klebsiella pneumoniae, das Atem- und Harnwegserkrankungen auslösen kann, stabilisiere sich die Lage. Bei Staphylococcus aureus, der ebenfalls für schwerwiegende Krankheiten bis hin zu Lungenentzündung und Blutvergiftung verantwortlich ist, sei der Anteil der multiresistenten Keime zwischen 2013 und 2016 weiter zurückgegangen. Zehn von 30 Staaten, die an dem Überwachungssystem der EU teilnehmen, berichteten hier von Resistenzen von mehr als 25 Prozent. Man sehe inzwischen kleine Fortschritte, erklärte ECDC-Direktorin Andrea Ammon.

Bei den Acinetobacter-Keimen, die klassische Krankenhauskeime sind, weist ein hoher Anteil kombinierte Resistenzen gegen Fluorchinolone, Aminoglykoside und Carbapenem-Antibiotika auf. Letztere gehörten ehemals zu den wirksamsten Arzneimitteln auf diesem Gebiet. Probleme gibt es auch mit Vancomycin-resistenten Enterokokken. Da infolge der Altersentwicklung der Bevölkerung mit vielen Patienten mit Mehrfacherkrankungen, mehr Krebspatienten und auch durch medizinische Therapien (Organtransplantationen, onkologische Therapien und immunmodulatorische Medikamente bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma oder Morbus Crohn etc.) immer mehr Patienten mit geschwächtem Immunsystem leben, sind resistente Bakterien in vielen Fällen extrem gefährlich. (APA, dpa, 16.11.2017)