Salz in Maßen ist kein Problem. Wer es übertreibt, tut seiner Darmflora nichts Gutes.

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Berlin – Ohne Salz geht fast nichts, zumindest nicht beim Kochen. Doch wie beeinflusst der Salzkonsum das Mikrobiom, die sogenannte Darmflora? "Das hat bisher noch niemand untersucht", sagt Dominik Müller vom Berliner Experimental and Clinical Research Center (ECRC). Was bislang bekannt ist: Zu viel Kochsalz im Essen kann Bluthochdruck fördern und den Krankheitsverlauf der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose negativ beeinflussen.

Nun zeigte Müller im Mausmodell, dass ein Übermaß an Salz die Laktobazillen im Darm dezimiert. Gleichzeitig stiegen Blutdruck und die Zahl von Th17-Helferzellen. Diese Immunzellen stehen mit Bluthochdruck und Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose in Verbindung. Erhielten die Tiere zusätzlich zur salzreichen Nahrung auch probiotische Laktobazillen, ging die Zahl der Th17-Helferzellen wieder zurück und der Blutdruck sank. Die Probiotika milderten auch die neurologischen Symptome von experimenteller autoimmuner Encephalomyelitis, einem Krankheitsmodell für Multiple Sklerose.

Wie der Mensch reagiert

Neben den Untersuchungen an Mäusen überprüften Müller und sein Forscherteam die Bakteriengemeinschaft im Verdauungstrakt von zwölf gesunden Männern, die zwei Wochen lang sechs zusätzliche Gramm Kochsalz täglich einnahmen. Da die Probanden ihre normalen Essgewohnheiten ansonsten beibehielten, verdoppelten sie damit in etwa ihre tägliche Salzzufuhr. Auch hier reagierten die Darmbakterien der Gattung Lactobacillus empfindlich. Nach 14 Tagen erhöhter Salzaufnahme waren sie praktisch nicht mehr nachweisbar. Gleichzeitig stellten die Forscher fest, dass der Blutdruck und die Zahl Th17-Helferzellen im Blut angestiegen waren.

Die therapeutische Wirksamkeit von Probiotika, die vor allem in fermentierten Speisen wie Sauerkraut, Joghurt oder Käse zu finden sind, ist mit den Studienergebnissen allerdings nicht bewiesen. "Wir planen aber eine Blutdruck-Studie mit menschlichen Probanden: doppelblind, mit größerer Teilnehmerzahl, mit beiden Geschlechtern und Placebo-kontrolliert. Danach könne man über die therapeutische Anwendung von Probiotika nachdenken", betonen die Forscher. (red, 16.11.2017)