In der kalten Jahreszeit ist kleidungstechnisch Schichtarbeit angesagt.

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Bernadette Redl beschäftigt sich von Berufs wegen mit Medizin. Manchmal ist sie selbst krank, verletzt oder verfroren, wie in diesem Fall.

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Eine Wolldecke, selbstgestrickte Socken von der Mama und ein Teevorrat liegen in der untersten Schreibtischschublade bereit. Im Kasten liegt ein dicker Schal, über dem Schreibtischstuhl hängen zwei warme Westen – "Bürojacken", wie die Kollegin sie nennt. Alles zusammen ist meine Ausstattung für einen normalen Tag in der Arbeit. Das ist notwendig, weil mir ständig kalt ist.

Morgens ist es am schlimmsten. Kaum sitze ich am Schreibtisch, kriecht die Kälte nach und nach an mir hoch. Dann beginnt die Schichtarbeit. Das Resultat: Thermoshirt, darüber Pulli, Weste und Weste. Meist habe ich dennoch eine Gänsehaut, manchmal ist sie so schlimm, dass es schon weh tut.

Doch das hat auch seine guten Seiten: Morgens vor dem Kleiderschrank überlege ich nicht mehr lange, was ich heute anziehe. Im Büro sehen mich sowieso alle nur mehr mit derselben Weste.

Zusätzliche Vorkehrungen

An den exponiertesten Punkten ist es am schlimmsten: Die Nase und die Zehen sind meist eiskalt. Selbst abends unter der Bettdecke vergehen oft mehrere Stunden, bis sie warm werden – trotz zweiter Steppdecken. Die brauche ich, denn ansonsten ziehe ich ständig automatisch die Schultern hoch und bekomme auch noch Verspannungen.

Jetzt, wo der Winter kommt, treffe ich zusätzliche Vorkehrungen: Doppelstrumpfhose, darunter oder darüber ein paar Socken, eine zweite, dünnere Jacke unter dem Wintermantel. So lassen sich die Minusgrade einigermaßen ertragen.

Gehe ich auf die Straße, greife ich übrigens zusätzlich auf einen Blanket-Scarf (auf Deutsch: Deckenschal) zurück – der Name des Kleidungsstücks kommt nicht von ungefähr, er ist tatsächlich so groß wie eine Decke. Ihn schlage ich mir dreifach um den Hals, sodass man kaum noch mein Gesicht sieht. Ob ich in diesem Jahr trotz Verhüllungsverbots so noch aufs Fahrrad steigen werde, habe ich mir noch nicht überlegt.

Warme Gedanken

Die ständige Friererei hab ich übrigens schon seit meiner Kindheit. Im Winter, ich erinnere mich gut daran, war der frühmorgendliche Weg zur Bushaltestelle im kalten Waldviertel besonders hart. In Gedanken hab ich mich dann auf die warme Kachelofenbank im elterlichen Wohnzimmer geträumt.

In der Zwischenzeit hat der Internist vor einiger Zeit eine leichte Schilddrüsenunterfunktion bei mir festgestellt – sie könnte der Grund für mein starkes Kälteempfinden sein.

Abhilfe würde eine tägliche Dosis Tabletten schaffen, die ich mein Leben lang einnehmen müsste. Da entscheide ich mich aber lieber für andere Methoden. Aktuell spiele ich mit dem Gedanken, mir – ganz wie es schon die Oma gemacht hat – eine Heizdecke zuzulegen. (Bernadette Redl, 19.11.2017)