Bild: Star Wars: Battlefront 2

Während einige Videospielhersteller aufgrund von neuen Monatirisierungssystemen wie Lootboxen aktuell im Kreuzfeuer der Kritik stehen, weil sie damit Konsumenten schröpfen würden, sieht ein Wall-Street-Analyst die Problematik gänzlich anders gelagert. Evan Wingren von KeyBanc Capital Markets ist der Meinung, dass aktuelle Blockbusterspiele wie "Call of Duty: WW2" und "Star Wars: Battlefront 2" unterm Wert verkauft werden. "Gamer zahlen nicht zu viel, sie zahlen zu wenig – und wir sind selbst Spieler. Analysen zeigen, dass Spielhersteller tatsächlich relativ wenig verlangen und vermutlich die Preise anheben sollten", sagt Wingren gegenüber CNBC.

Viel Leistung fürs Geld

Der Finanzanalyst argumentiert in einem Schreiben an Investoren, dass auf die negativen Reaktionen bezüglich Mikrotransaktionen eingeht, dass die Kosten für Videospiele auf die Stunden gerechnet, die Konsumenten unterhalten werden, gegenüber TV-Programmen und Filmen viel niedriger sind. Selbst wenn man neben dem Kaufpreis von 60 Dollar noch 20 Dollar pro Monat für Mikrotransaktionen ausgeben würde, müsse man auf die konsumierten Inhalte gerechnet derzeit für Games noch deutlich weniger ausgeben als für andere Medien. Nehme man an, jemand würde im Jahr täglich 2,5 Stunden spielen, müsse er dafür rund 40 Cent pro Stunde zahlen. Beim Kabelfernsehen seien es (zumindest in den USA) 60 Cent und bei Leihfilmen 80 Cent und bei Kinfilmen sogar 3 Dollar pro Stunde.

Zum Thema: Zsolt spricht mit Eugen Knippel, ehemaliger Marketing-Manager bei Ubisoft, über Lootboxen und Free2Play-Mechaniken.
WIRSPIELEN

Dass Spielhersteller trotz dieser "relativ" niedrigen Kosten die Anschaffungspreise von Games anheben werden, ist jedoch zu bezweifeln. Die Verkaufspreise sind seit den 80er-Jahren stabil geblieben, rechnet man die Inflation mit ein, zahlt man heute – trotz drastisch gestiegener Entwicklungskosten – für ein Vollpreisspiel sogar weniger, als vor 10 oder 20 Jahren. Gleichzeitig sind die Vertriebsmöglichkeiten heute dafür besser denn je und dank digitaler Distribution erreichen Hersteller mittlerweile weit mehr Konsumenten als früher. Anstatt die Basispreise anzuheben, versuchen Publisher zudem mit neuen Finanzierungsmodellen wie dem Verkauf von In-Game-Gegenständen weitere Einnahmen zu generieren. (zw, 21.11.2017)