Begonnen hat das House of Nakamoto in der Wiener Mariahilfer Straße, das neue Geschäft liegt in der Führichgasse in der Innenstadt – wo Anfang November eine Veranstaltung Teile der Community für Kryptowährungen zusammenführte.

Foto: Andy Urban

Wien – Das House of Nakamoto, Wiens erster Bitcoin-Store, ist gut gefüllt an einem Donnerstagabend Anfang November. Gut zwei Dutzend Interessierte an Kryptowährungen wie Bitcoin unterhalten sich zwischen Starter-Kits, Merchandising-Artikeln und Automaten, die man mit klassischen Währungen füttert und im Gegenzug digitales Geld wie Bitcoin ausspucken. Anlass dieser Zusammenkunft ist nämlich ein Vortrag über die Kryptowährung Dash. Abseits dieser Erläuterungen bleibt aber doch der Klassenprimus Bitcoin, dessen Wert sich heuer auf mehr als 8.000 Dollar erhöht und damit mehr als verachtfacht hat, Thema Nummer eins.

Das Publikum aller Altersklassen ist eindeutig männlich dominiert. Die wenigen Frauen geben an, nur als Begleitung vor Ort zu sein und selbst kein großes Interesse an dem Thema zu hegen – mit einer Ausnahme: Magdalena Isbrandt ist Chefin von Bit-Trust Store, Betreiber des nach dem nur unter seinem Pseudonym bekannten Bitcoin-Erfinders Satoshi Nakamoto benannten Geschäfts. Sie berät Private beim Start in die Welt von Bitcoin & Co, aber auch Firmen, die sich im Bereich Kryptowährungen und Blockchain engagieren wollen.

Was treibt die Bitcoin-Community an? Und was macht die boomenden Kryptowährungen so attraktiv als Investment? Der STANDARD hat Gäste vor Ort befragt, zitiert sie wegen der steuerlichen Relevanz des Themas aber ohne Nennung des Nachnamens.

Nicht manipulierbar

Der 53-jährige Willi, beruflich im Vertrieb tätig, erhofft sich von Kryptowährungen einfach ein Zusatzeinkommen. "Ich besitze seit einem halben Jahr Bitcoin und betreibe Cloud-Mining." Aber auch die "riesen Technologie im Hintergrund", also Blockchain, nennt er als Grund für sein Interesse. "Diese Technologie wird die Welt erobern", ist Willi überzeugt.

Gerhard kommt als Software-Entwickler aus der Technologie-Ecke und ist seit Frühjahr bei Kryptowährungen an Bord, weil er "gesehen hat, dass die Kurse abgegangen sind". Wobei der 31-Jährige nicht zukauft, sondern das Digitalgeld Ethereum selbst schürft. "Geld verdienen ist ein Aspekt. Es ist aber auch gut, dass es eine Währung gibt, die sich nicht manipulieren lässt", sagt Gerhard unter Verweis auf die Hyperinflation in Venezuela: "Dann ist das Geld plötzlich nichts mehr wert."

Schon länger hat sich Thomas für das Thema interessiert und die Entwicklung beobachtet. Investiert in mehrere Kryptowährungen ist der 47-jährige Informatiker aber erst seit Frühsommer. Auch er misst Bitcoin & Co das Potenzial zu, "dass sie klassische Währungen mit ihren Problemen wie Geldentwertung ablösen können". Thomas führt seine Prognose auf die Vorteile der Blockchain-Technologie zurück: Diese sei der Schritt von der doppelten zur dreifachen Buchhaltung, was Daten fälschungssicher mache.

Rücksetzer wird kommen

"Es ist ein spannendes Thema, aber man muss vorsichtig sein", führt Thomas weiter aus. Verlustpotenzial ortet er etwa bei sogenannten ICOs, wenn man sich nicht genug informiert. Bei dieser Form der Unternehmensfinanzierung, bei der Firmen eigene Kryptocoins herausgeben, ist es schon zu Betrugsfällen gekommen. Ob er einen Rücksetzer für Bitcoin erwartet? Ja, sagt der 47-Jährige, fraglich sei aber, wie stark dieser ausfallen werde. "Es kann sein, dass wir die Marke von 5.000 Dollar gar nicht mehr sehen."

Teilweise hat der 28-jährige Philip einen anderen Blickwinkel, schließlich hat er als Mitarbeiter einer IT-Firma auch beruflich mit Bitcoin & Co zu tun. Momentan herrscht aus seiner Sicht Chaos, es gebe viele Kryptowährungen, "die kurz nach oben schießen". Er erwartet eine baldige Marktbereinigung: "Ich denke, dass es sich aussieben wird und in ein, zwei Jahren deutlich geregelter vor sich gehen wird." Soll heißen: Es werden sich nur wenige der weit über tausend digitalen Währungen durchsetzen, die dafür stabiler werden.

Dem 31-jährigen Michael geht es nicht um Spekulation mit einer Kryptowährung – schließlich verdient er sein Auskommen ohnedies mit Daytrading, also Handeln mit herkömmlichen Finanzprodukten. Auch klassische Währungen sieht er nicht kritisch, betont aber trotzdem: "Blockchain ist die Revolution des Jahrtausends." (Alexander Hahn, 24.11.2017)