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Juan Orlando Hernández lässt sich im Wahlkampf feiern.

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Drogenbanden, die vor allem in den armen Regionen die Bevölkerung terrorisieren, wurden während Hernández' erster Amtszeit massiv bekämpft.

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Talaubé – Juan Orlando Hernández gilt als Favorit bei der honduranischen Präsidentenwahl am Sonntag. JOH, wie er von der Bevölkerung gerufen wird, hat sich in den Augen vieler um die Sicherheitslage in Honduras verdient gemacht. Im Gespräch mit dem STANDARD erklärt er, wie er die Armut bekämpfen will.

STANDARD: Sie versprechen ein großes Infrastrukturprogramm, Investitionen in Bildung und Sozialhilfe. Aber erst kürzlich haben Sie die Steuern erhöht, was unpopulär ist, und das Land ist mit zehn Milliarden US-Dollar, der Hälfte seines Bruttoinlandsprodukts, verschuldet. Wie soll das alles finanziert werden?

Hernández: Das Sozialprogramm Vida Mejor ist durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer abgedeckt. Außerdem haben wir zwei Treuhandfonds eingerichtet. Tourismus, Landwirtschaft und Wohnbau werden durch Kredite einer neu zu schaffenden Staatsbank finanziert, die Reserven der Zentralbank bekommt. Auf die Kredite wird ein Zinssatz von einem Prozent erhoben. So finanziert bereits Panama den sozialen Wohnbau mit einem sehr guten Ergebnis.

STANDARD: Honduras war einst der Kornspeicher Mittelamerikas. Durch den Freihandelsvertrag mit den USA ist die Landwirtschaft eingebrochen, weil sie nicht wettbewerbsfähig ist gegenüber den US-Billigimporten. Das heizt die Migration an. Was soll da passieren?

Hernández: Die Landwirtschaft wird eine strategische Priorität, denn die Ernährungssouveränität ist für ein Land wichtig. Dafür müssen wir billige Kredite mit langen Laufzeiten zur Verfügung stellen. Die Kreditvergabe soll an die Produktivität geknüpft werden.

STANDARD: Die USA investieren hier sehr viel und verwandeln Honduras erneut in ihre Sicherheitsplattform in Mittelamerika. Ist das die regionale Rolle, die Sie sich für Ihr Land vorstellen?

Hernández: Der Ausbau der US-Präsenz durch die "Allianz des Wohlstands" folgt einer Bitte um Unterstützung, die ich an die US-Regierung gerichtet habe. Denn die USA haben eine Mitverantwortung für den Drogenhandel hier, der unsere Sicherheitslage so verschlechtert hat. Die daraus entstandene Gewalt ist eine Tragödie für Honduras. Die USA sind dafür größtenteils verantwortlich, weil dort die meisten Drogen konsumiert werden. Hergestellt werden sie in den Andenländern, Honduras ist lediglich ein Transportkorridor. Wir müssen das gemeinsam ändern, auch durch mehr Arbeitsplätze und Armutsbekämpfung.

STANDARD: Wie genau soll denn die Armut bekämpft werden?

Hernández: Wir haben eine zentrale Lage in Mittelamerika mit Häfen am Atlantik und am Pazifik. Ich stelle mir Honduras daher als logistische Regionalplattform vor, über die der regionale und ein Teil des internationalen Handels abgewickelt wird. Die USA werden aber natürlich immer eine wichtige Rolle spielen. Sie sind unser größter Handelspartner und derzeit unser wichtigster Verbündeter im Kampf gegen die Drogenmafia.

STANDARD: Ihr Bruder wurde in den USA in einem Gerichtsverfahren als Kollaborateur honduranischer Drogenschmuggler erwähnt. Haben Sie darüber Informationen bei der US-Botschaft eingeholt, und was wurde Ihnen gesagt?

Hernández: Ich habe die US-Justiz darum gebeten, meinen Bruder direkt dort anzuhören. Und er reiste nach Miami, um dort auszusagen, und kehrte dann wieder zurück. Meine Devise lautet, dass niemand über dem Gesetz steht. Wir Politiker müssen mit gutem Beispiel vorangehen. Es ist ein schwieriger Kampf gegen die Drogen, aber wir sind dabei, ihn zu gewinnen. Die Mordrate ist in meiner ersten Amtszeit deutlich zurückgegangen durch beispiellose Investitionen in Polizei, Militär, Ausrüstung und Hochsicherheitsgefängnisse. In Honduras muss der Rechtsstaat durchgesetzt werden. (Sandra Weiss, 25.11.2017)