Österreichs Center Jozo Rados wurde mit seinen 130 Kilogramm von den Deutschen vom Korb wegkatapultiert.

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Das im Normalfall sehr gute Zusammenspiel zwischen Kapitän Thomas Schreiner (li.) und Rasid Mahalbasic funktionierte gar nicht.

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Konnte taktisch nichts bewirken: Teamchef Matthias Zollner.

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Schwechat – In Schwechat gibt es eine Turnhalle. Eine größere als irgendwo sonst im Großraum Wien, die Musikkapelle der Stadthalle mal ausgenommen. Die Landepiste des Flughafens ist gleich ums Eck, von hier aus eröffnet sich für Österreich die große, weite Welt. Vielleicht ist es kein gutes Omen, dass das Basketball-Nationalteam dort seine Länderspiele austrägt. Immerhin geht es seit dem Sommer auch für das österreichische Team um den Weg in besagte große, weite Welt, genauer gesagt nach China. Zur WM 2019. Träum weiter? Ja, leider.

Österreichs Herren haben auch das zweite Spiel in Gruppe G verloren. Sie schlitterten vor 1.400 Zuschauern in Schwechat in ein 49:90-(21:41)-Debakel.

Ein Besucheransturm blieb aus, am Montag abend liefen im ORF schließlich die voll argen Vorstadtweiber und Armin Assinger unterhielt sich selbst in der Millionenshow. Da muss man auf der Couch präsent sein. Es hilft nix, nur mit Erfolgen wird der österreichische Basketball irgendwann in Zukunft seinem Schattendasein entrinnen.

Chancenlos am Rebound

Österreich startete ins Spiel mit fünf Legionären. Kapitän Thomas Schreiner (Burgos, Spanien) Moritz Lanegger (London Lions), Rasid Mahalbasic (Deutscher Vize-Meister Oldenburg), Sebastian Koch (ohne Spielpraxis bei Körmend in Ungarn) und Marvin Ogunsipe (Bayern München II).

Es war kein gänzlich einseitiges Duell, das wäre statistisch falsch. Österreich führt für sechzig Sekunden 4:0. Lanegger eröffnete mit einem Korbleger, Mahalbasic wollte es mit seiner Urgewalt unter dem Korb erzwingen. Der 27-Jährige ist als Legionär im Trikot des deutschen Vizemeisters Oldenburg zurzeit der statistisch effektivste Spieler der deutschen Bundesliga und führte Österreich an. Deutschland antwortete mit sechzehn Punkten am Stück. Mahalbasic beendete sieben Minuten ohne österreichischen Korberfolg. Stand nach einem grausamen ersten Viertel: 8:20.

Deutschland dominierte trotz zahlreicher Ausfälle, die NBA-Exporte Dennis Schröder (Atlanta), Paul Zipser (Chicago), Daniel Theiß (Boston) und Maximilan Kleber (Dallas) waren natürlich nicht eingeflogen worden. Am Rebound war Österreich so chancenlos, dass spätestens ab dem zweiten Viertel Mitleid angesagt war. Das ÖBV-Team kann halt einen 2,13 Meter Mann wie Jakob Pöltl nicht vorgeben. Bayern Münchens auch nicht kleiner Danilo Barthel (2,08 Meter) wuzzte die Dreier rein, die hungrige zweite und dritte Garde der Deutschen öffnete Österreichs Verteidigung im Eins gegen Eins immer wieder einfach wie ein Packerl Mannerschnitten. Halbzeitstand: 21:41.

Dunkelheit

Was dir im Basketball das Genick bricht: Am Ende waren es 14 Offensiv-Rebounds für den Gegner, 22 Ballverluste, sechzehn von 44 getroffene Würfe für Österreich.

In der zweiten Halbzeit wehrte sich Marvin Ogunsipe mit drei Dreiern im dritten Viertel, danach kam die endgültige und immerwährende Phase der Dunkelheit. Es wurde weiter gerauft, Fouls für Österreich, Punkte für Deutschland.

Statt Aufholjagd gingen Viertel Nummer drei und vier wieder klar an Germany. Teilweise brachte das ÖBV-Team den Ball nicht über die Mittellinie oder schaffte den Pass aus dem Out-Einwurf nicht zum eigenen Mitspieler. Das hat man in der Vergangenheit alles schon mal besser gesehen. Sowohl beim 64:77 im August 2014 (Deutschland beendete die Partie mit einem 21:0-Lauf) als auch beim hauchdünnen 59:61 Anfang September 2016 (6:19 im Schlussviertel).

Man darf die Erwartungen aber auch nicht zu hoch schrauben: Gegen starke Nationen musste Österreich immer über seinen Verhältnissen spielen, das war ein Rückschritt.

Im Parallelspiel holte Gruppenfavorit Serbien ein 105:87 (44:45) gegen Georgien. Österreichs Gegner vom vergangenen Freitag hält damit ebenso wie Deutschland bei vier Punkten. Das ÖBV-Team und Georgien, die am 23. Februar 2018 zum Abschluss der Hinrunde aufeinandertreffen, sind noch sieglos.

Teamchef Matthias Zollner: "Wir haben die ersten eineinhalb Minuten gut gespielt, danach haben wir unseren Plan verloren." Kapitän Thomas Schreiner: "Es war eine katastrophale Leistung". Als Fan des österreichischen Basketballs bleibt man Masochist. (Florian Vetter, 27.11.2017)

Basketball-WM-Qualifikation, Gruppe G, 2. Spieltag

Österreich – Deutschland 49:90 (21:41)
Schwechat, 1.400 Zuschauer

Beste Werfer für Österreich: Ogunsipe, Schreiner je 11

Serbien – Georgien 105:87 (44:45)