Zuerst Hype und dann Bestürzung: Juicero wurde zum Sinnbild für Investoren, die sich etwas zu leicht von einer Idee begeistern ließen.

Foto: Juicero

Der Begriff "Start-up" transportiert die Vorstellung von Erfolg durch Innovation und harte Arbeit. Kaum etwas entspricht einer modernen Fassung des "amerikanischen Traums" mehr, als die Entwicklung einer Idee im Studentenheimzimmer oder der Familiengarage, aus der sich ein bekannter Konzern entwickelt. Apple, Microsoft oder Facebook sind Namen, die hier oft genannt werden.

Die Realität sieht freilich weniger rosig aus. Vielen jungen Firmen im Start-up-Mekka Silicon Valley geht die Luft aus, noch lange bevor ihr Produkt oder ihre Dienstleistung den Markt erreicht. Und dann gibt es jene Firmen, die von Kapitalgebern fleißig finanziert werden, aber letztlich aus verschiedenen Gründen dennoch scheitern.

Business Insider hat zehn Unternehmen gesammelt, bei denen in diesem Jahr die Lichter ausgegangen sind. Einige davon starteten vielversprechend und konnten sich sogar eine Weile halten. Andere wiederum wurden zwar von Geldgebern gehypt, scheiterten aber letztlich an der Realität. Insgesamt stecken in den aufgeführten Firmen rund 1,7 Milliarden Dollar an Geld von Kapitalgebern. Eine Auswahl.

Juicero

Juicero

Zum Beginn ein Blick auf zwei sehr bekannte Beispiele. Das diesjährige Gewinner in der Kategorie "Investorenblase" dürfte wohl Juicero sein. Per Abonnement geliefertes Fruchtpüree in Säckchen, die von einer App-gesteuerten Saftpresse ausgedrückt werden. Was sich anhörte, wie die nächste Cashcow für trendiges, gesundheitsbewusstes Publikum, erwies sich in der Praxis als nutzlos.

Es stellte sich schnell heraus, dass die unnötig komplex gestaltete Saftpresse nicht nur teuer, sondern auch unnötig ist. Wer die Püreesäckchen mit der Hand ausquetscht, ist nicht viel langsamer als die Maschine und dabei auch noch fast so effizient. Auch ein Austausch des Firmenchefs und drastische Preissenkungen halfen da nicht mehr. Als Juicero seine Schließung ankündigte, hatte die Firma insgesamt schon 118 Millionen an Investorenkapital eingesammelt.

Der Juicero-Untergang hatte auch kollaterale Auswirkungen. Nicht lange danach erwischte es auch Teforia. Dort hatte man eine Tee-Braumaschine für 1.000 Dollar im Angebot, die mit speziellen Kapseln arbeitete und diverse Einstellungsmöglichkeiten über eine App anbot. Hier wurden allerdings "nur" 17 Millionen an Kapital versenkt.

Here One

Here

Smarte, drahtlose Ohrhörer, hohe Audioqualität, Echtzeitübersetzung und gar einen "Equalizer" für den Alltagslärm. Damit sollte "Here One" des Start-ups Here Plus auftrumpfen. Und ursprünglich war das Unternehmen auch auf einem guten Weg. Sogar Kaufinteresse eines großen IT-Konzerns soll es gegeben haben.

Angespornt vom positiven Feedback auf den Protoypen des eigenen Produkts wähnte man sich als den neuen "heißen Scheiß" und beharrte auf einem ambitionierten Verkaufspreis. Und weil man für die Massenproduktion den Hersteller wechselte, verzögerte sich die Auslieferung – womit man den Zeitvorsprung auf Apples Airpods verlor.

Dann gesellten sich Entwicklungsprobleme hinzu und erste Vorzeigegeräte überzeugten zwar in technologischer Hinsicht, enttäuschten aber bei der Akkulaufzeit. Das Interesse an der fertigen Version, für die man 300 Dollar wollte, blieb weit unter den Erwartungen. Statt mehreren hunderttausend Stück konnte man nur 25.000 verkaufen.

Auch das Bemühen, einen Interessenten für die Firma zu finden, schlug fehl. Längst arbeiteten diverse Hersteller selber an smarten Kopfhörern. Im November stellte man den Betrieb schließlich ein, Investoren mussten 50 Millionen Dollar abschreiben.

Foto: Jawbone

Jawbone

Auch ein an sich wachsendes Marktumfeld garantiert einer Firma noch nicht finanziellen Erfolg. Diese bittere Erfahrung musste Wearables-Pionier Jawbone heuer machen. Die Definition eines Start-ups wird hier freilich etwas stark strapaziert, denn offiziell gegründet wurde die Firma bereits 1999 als Aliph. 2011 benannte man sich schließlich um. Nach langem Fokus auf Lautsprecher und Kopfhörer brachte man im gleichen Jahr mit dem Jawbone Up auch das erste Fitnessarmband auf den Markt.

Allerdings ließ man sich von der Konkurrenz überflügeln. Mit dem Eintritt von Fitbit und diversen anderen Herstellern wurde der Markt immer kompetitiver und die eigenen Neuvorstellungen sorgten nicht für genug Nachfrage. Im Sommer ging schließlich das Geld aus. Bis dahin hatten Investoren rund eine Milliarde Dollar in die Firma gesteckt. Der Name ist aber noch nicht Geschichte, Firmengründer Hosain Rahman hat mittlerweile mit Jawbone Health Hub ein neues Unternehmen gegründet.

Foto: Raptr

Raptr

Ein weiteres Beispiel für eine Firma, die einst führend war, aber letztlich vom Markt eingeholt wurde, ist Raptr. Das 2008 gegründete Unternehmen bot ein Social Network für Gamer. Die dazugehörige Software konnte genau messen, wer wie lange was gespielt hatte und erleichterte es, online gemeinsam zu gamen. Später bot man auch automatische Einstellungsoptimierungen für neue Games, basierend auf der Hardware des Spielers.

Lange profitierte man davon, dass Grafikkartenhersteller AMD die Raptr-Software mit seinem Grafiktreiber bündelte. Das hielt das Unternehmen auch am Leben, obwohl mittlerweile Steam, Xbox und viele andere Games-Plattformen eigene Tracking- und Social-Features mitbrachten. Als die Abmachung mit AMD 2016 nicht verlängert wurde, besiegelte dies das Schicksal der Firma schließlich. Vergangenen September musste man zusperren. Kapitalgeber hatten bis dahin 44 Millionen Dollar in die Firma investiert. (gpi, 18.12.2017)