Es läuft nicht rund zwischen Queen Elizabeth II. (Claire Foy) und Prinz Philip (Matt Smith), hier in Ghana – "The Crown 2" ab Freitag auf Netflix.

Foto: Coco Van Oppens / Netflix

Wien – Er fühlt sich an ihrer Seite eingesperrt und "wie im Gefängnis", für sie ist er "quengelig wie ein Kind". Willkommen bei den Royals – mitten in der Ehekrise zwischen Queen Elizabeth II. und Prinz Philip. Die zweite Staffel der Netflix-Serie "The Crown", ab Freitag in zehn Folgen verfügbar, hebt im Jahr 1957 ab und taucht bis 1964 in die moralischen Untiefen des Buckingham Palace ein, wo Sein und Schein so weit auseinanderliegen wie London und Paris. Oder so weit wie Fiktion und Realität, aber das weiß man als Zuseher der Serie nicht so genau. Affären werden zwar angedeutet, aber selten ausgesprochen. Gut für die Imagination!

Peter Morgan inszeniert die Queen (Claire Foy) und ihren Gatten (Matt Smith) als Duo, das schwer zusammen kann, aber im Sinne des Vereinigten Königreichs miteinander muss. Es wird Hof gehalten und Politik gemacht, etwa wenn John F. Kennedy ("Dexter" Michael C. Hall) ins Spiel kommt oder die Entkolonialisierung Afrikas und der Karibik voranschreitet.

In diese Periode fällt auch die Geburt von Andrew und Edward, ihren jüngsten Söhnen, während ihre Schwester Prinzessin Margarete (exzellent und schillernd: Vanessa Kirby) weiter mit Anlauf in jedes Fettnäpfchen hüpft und von Skandal zu Skandal stolpert. Mit einer Grazie, die ihresgleichen sucht.

Ringen um Fassung

Fast 70 Millionen Euro verschlang Staffel eins, Netflix' teuerste Produktion. Die grandiose Ausstattung lässt grüßen. Peter Morgan arbeitet bereits an der dritten Staffel. Olivia Colman schlüpft dann statt Claire Foy in die Rolle der etwas älteren Queen. Schauspielerisch wird das ein schweres Erbe. Foy überzeugt, wenn sie nuanciert eine Frau verkörpert, die eine tonnenschwere Last auf ihren Schultern trägt und im engen Korsett der Etikette zu ersticken droht, obwohl sie vielleicht am liebsten den Buckingham Palace in Brand stecken und ihrer königlichen Entourage ein "Fuck off" entgegenschleudern würde.

Geht es in diesem Erzähltempo weiter, wird "The Crown" noch einige Jahre zu sehen sein. Stoff, aus dem Dramen gemacht sind, gibt es noch zur Genüge, etwa wenn Prinzessin Diana für Liebe und Trauer und Prinz Harry für Troubles sorgt. Zumindest vier Staffeln sind bis zum Jahr 2020 fixiert, sagte Morgan kürzlich zum "Kurier". Die echte Queen (91) wird das Serienende hoffentlich noch erleben – genüsslich vor dem Fernseher und mit einem Glas Gin Tonic in der Hand. Verdient hätte sie es allemal. (Oliver Mark, 8.12.2017)

Trailer: "The Crown 2"

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