Die Oberfläche von Europa ist von zahlreichen Furchen durchzogen. Astronomen gehen aufgrund von Simulationen davon aus, dass der Jupitermond plattentektonische Aktivitäten ähnlich jener der Erde aufweist.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Providence – Lange Zeit galt im Sonnensystem die Plattentektonik der Erde als Ausnahmephänomen. Die auf einem zähflüssigen Ozean geschmolzenen Gesteins treibenden Krustenfragmente sorgten nach bisherigen Studien dafür, dass sich Wasser auf der Oberfläche unseres Planeten ansammeln konnte, was letztlich die Entwicklung des Lebens entscheidend begünstigte. Nun aber geben aktuelle Untersuchungen Anlass zur Hoffnung, dass auch auf Europa großräumige tektonische Vorgänge stattfinden.

Simulationen untermauern Beobachtungen

Astronomen haben bereits zuvor Anzeichen dafür ausgemacht, dass die gefrorene Wassereiskruste des Jupitermondes aus Einzelteilen besteht und plattentektonischen Bewegungen unterworfen ist. Ein Team um Brandon Johnson von der Brown University in Providence, Rhode Island, hat nun auf Basis von Simulationen diese These untermauert.

"Wir haben Hinweise darauf gefunden, dass es auf Europa zu einer Ausdehnung der Oberfläche kommt. Rätselhaft blieb dabei bisher, wo dieses Material hinverschwindet", meint Johnson. "Unsere Studie im 'Journal of Geophysical Research' lässt darauf schließen, dass dort ähnliche Vorgänge eine Rolle spielen wie auf der heutigen Erde."

Unterschiede im Salzgehalt

Laut den Wissenschaftern besteht die Oberflächenkruste Europas aus zwei Lagen: Einer dünnen Decke aus kaltem Eis, die über einer etwas wärmeren Eisschicht liegt. Das von den Wissenschaftern um Johnson präsentierte Modell lässt vermuten, dass bei einem unterschiedlichen Salzgehalt dieser beiden Schichten Subduktionszonen entstehen. Dies würde dazu führen, dass Teile der Eiskruste unter die Oberfläche gedrückt werden.

Die daraus resultierenden Vorgänge könnten nach Ansicht der Wissenschafter wichtige Nährstoffe ins Innere von Europa transportieren. In dem dort vermuteten Ozean aus flüssigem Wasser wären diese chemischen Substanzen essenzielle Basis für möglicherweise vorhandenes Leben. (tberg, 10.11.2017)