Halszkaraptor escuilliei: ein Dinosaurier mit so noch nicht gesehenem Körperbau – eine Anpassung an seine spezielle Lebensweise.

illustration: Lukas Panzarin

Bologna – Wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt, dass Raptoren – der beharrlich federnlosen Darstellung in den "Jurassic Park"-Filmen zum Trotz – in Wirklichkeit eher wie Truthähne aus der Hölle aussahen. Ein Schwan aber, das ist neu: Spuren dieses ungewöhnlichen Dinosauriers fanden Forscher in der Mongolei.

Die Maniraptora sind eine Untergruppe der Dinosaurier, die die Vögel und deren nächste Verwandte umfasst – darunter auch den bekannten Velociraptor. Die Vielfalt an Körperformen und -größen sowie Lebensweisen in dieser Gruppe war jedoch beträchtlich. Es gab Winzlinge ebenso wie den acht Meter langen Gigantoraptor. Der 200 Gramm leichte Microraptor konnte vollkommen anders als Vögel mit "vier Flügeln" respektive gefiederten Gliedmaßen fliegen, während der einem Riesenfaultier ähnelnde und bis zu fünf Tonnen schwere Therizinosaurus meterlange Klauen hatte und im Gegensatz zu seiner Verwandtschaft wohl ein Vegetarier war.

Der Neue

Nun ist diese bunte Dinosauriergruppe um eine Variante reicher: Ein Forscherteam um Andrea Cau vom Paläontologischen Museum in Bologna stellte in "Nature" die neuentdeckte Spezies Halszkaraptor escuilliei vor. Das Tier lebte in der Kreidezeit, die in der Mongolei entdeckten Fossilien werden auf ein Alter von 71 bis 75 Millionen Jahren geschätzt.

Mittels eines speziellen tomografischen Verfahrens konnten die Forscher das Fossil, das zum Teil noch im Boden steckt, durchleuchten und stießen dabei auf Unerwartetes. Das Tier weist einige morphologische Merkmale auf, die man noch bei keinem anderen Vertreter der einstigen Maniraptora gefunden hat – dafür kennt man sie sehr gut von heutigen Wasservögeln wie Enten und Gänsen.

Die Forscher vermuten, dass Halszkaraptor eine semiaquatische Lebensweise pflegte. An Land ging er aufgerichtet auf den gut ausgebildeten Hinterbeinen, im Wasser nutzte er seine zu einer Art Flossen zurückgebildeten Vorderbeine wie ein tauchender Pinguin. Der lange "Schwanenhals" ermöglichte ihm, nach Beute zu schnappen.

Stammbaum umgeordnet

Mit Halszkaraptor escuilliei, benannt nach der polnischen Paläontologin Halszka Osmólska, schlugen die Forscher zugleich die Einrichtung einer neuen Unterfamilie vor, den Halszkaraptorinae. Zwei schon früher entdeckte Spezies, die sich bislang nicht so recht einordnen ließen, Mahakala und Hulsanpes, sollen ihr ebenfalls angehören und damit die nächsten Verwandten des kreidezeitlichen Schwans sein. (jdo, 18. 12. 2017)