Vom Besucherandrang her gesehen kann man es sich bei der Moskauer Ausstellung "Superputin" mitunter recht gemütlich machen.

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Staatsmännisch als Briefmarkenkopf oder in Superman-Pose mit wallendem Mantel und gespanntem Bizeps; sportlich in Eishockey-Uniform oder tierlieb als Pferdeflüsterer, Leopardenbändiger und Hundeschmuser. Sogar als russischer Recke in Anlehnung an das berühmte Bild von Wiktor Wasnezow aus der Tretjakow-Galerie ist Wladimir Putin – allerdings auf einem Bären statt auf einem Pferd reitend – in der Moskauer Kunstgalerie Artplay zu sehen.

Ob Superhelden-Bilder ...
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Bewunderung als Motiv

Superputin heißt die Ausstellung, und sie widmet sich voll und ganz dem russischen Präsidenten. Neben zwei Dutzend Bildern sind mehrere Mosaiken und Skulpturen zu bewundern. Bewunderung ist auch das – zumindest artikulierte – Motiv der Organisatoren: Die Ausstellung sei von 30 der besten modernen russischen Künstler vorbereitet worden. "Sie wollen der Welt die einmalige Popularität Putins demonstrieren und aufzeigen, wie ihn sich die Menschen vorstellen", heißt es auf der Website.

Alle Künstler seien "der Persönlichkeit Wladimir Wladimirowitschs gegenüber positiv und zustimmend eingestellt", betonte die Initiatorin der Ausstellung, Julia Djuschewa. Putin sei eben nicht nur der russische Präsident, sondern ein vielschichtiger Mensch "mit seinen Leidenschaften, seinem Charakter und seiner Lebenseinstellung", sagte Djuschewa anlässlich der Eröffnung der Ausstellung.

Djuschewa ist bekennende Putin-Anhängerin: "Ich bin ein patriotisches Mädchen, darum beschäftige ich mich auch gesellschaftlich und politisch und vertrete eine aktive staatsbürgerliche Position", erklärte die 22-jährige Journalistikstudentin, die nebenbei auch noch eine Karriere als Model vorantreibt.

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... oder Plastiken, ...
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Überschaubarer Besucherandrang

Die Idee zu der Ausstellung habe sie schon über ein Jahr lang gehabt, doch über ein Crowdfunding ließ sich das Projekt zunächst nicht verwirklichen. Aber vom ersten Misserfolg habe sie sich nicht entmutigen lassen, und so habe sie nun tatsächlich ihre erste Ausstellung auf die Beine gestellt. Die Eröffnung musste wegen der nun verkündeten Kandidatur Putins für die kommende Präsidentschaftswahl sogar ein paar Tage vorgezogen werden.

Der Besucherandrang hält sich freilich in überschaubaren Grenzen. Das räumte auch der Geldgeber des Projekts, Alexander Donskoi ein: "Wo sind die Massen, die Putin lieben? Wo sind sie? Sie sind nicht da", stellte der Kurator des Museums UMAM fest. Im Gegensatz zu Djuschewa wirft Donskois Beteiligung an dem Projekt Fragen auf. Der 47-Jährige war bis vor zehn Jahren Bürgermeister von Archangelsk.

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... alles dreht sich in der Ausstellung "Superputin" um den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
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Versteckte Provokation

Dann wollte Alexander Donskoi für die Präsidentschaftswahl 2008 als Nachfolger Putins, der damals pausieren musste, kandidieren. Die Folge: Die Polizei schleifte ihn kurz darauf in Unterhosen aus der Wohnung aufs Revier. Wegen Urkundenfälschung und Amtsmissbrauchs wurde er später zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

2011 eröffnete er dann in Moskau ein Erotikmuseum, um zu provozieren. Warum also nun eine unterwürfige Putin-Ausstellung? "Für mich ist das ein Akt der Ergebenheit darein, dass Putin für immer ist. Man kann sich dagegen sträuben, mit dem Kopf durch die Wand wollen, aber meine Erfahrung zeigt, das ist sinnlos", sagt Donskoi.

Glaubt man ihm, so ist die Ausstellung eine Art Therapie. Womöglich ist es aber doch eine gut versteckte Provokation. Donskoi jedenfalls hat Journalisten schon Geld geboten, die Putin auf dessen Jahrespressekonferenz zu "seiner" Ausstellung einladen. (André Ballin aus Moskau, 17.12.2017)