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Foto: STEPHEN LAM / REUTERS

Seit kurzem ist es offiziell: Apple hat bei manchen seiner Smartphones gezielt mittels Software-Update die Performance reduziert. Ein Schritt, der dem Unternehmen nicht nur massive Kritik eingebracht hat, nun kommt auch rechtliches Ungemach auf den iPhone-Hersteller zu.

Sammelklagen

In den USA wurden mittlerweile zwei Sammelklagen gegen Apple eingebracht, wie heise.de berichtet. In der ersten davon werfen die Kläger dem kalifornischen Unternehmen unter anderem Vertragsbruch und Besitzstörung vor. Immerhin habe der Hardwarehersteller niemals die Genehmigung zur Verlangsamung der Geräte von den betroffenen Besitzern eingeholt. Die Klage zielt einerseits darauf, Apple solche Eingriffe künftig zu untersagen, andererseits geht es aber natürlich auch um Schadenersatz – eine konkrete Summe wurde dabei allerdings noch nicht genannt.

Eine zweite Klage wirft Apple hingegen "täuschend, unmoralische und unethische Praktiken" vor. Das Unternehmen versuche die Nutzer auf diesem Wege zum Kauf eines neuen iPhones zu drängen, unterstellen die Kläger. Dies obwohl doch der Wechsel des Akkus vollständig ausgereicht hätte, um wieder die alte Performance zu erreichen – was Apple aber nicht sagt.

Technische Hintergründe

Unterdessen zeigen Experten zumindest auf technischer Seite durchaus Verständnis für die Maßnahme Apples. Immerhin wird diese Drosselung nur bei jenen Geräten durchgeführt, die bereits einen eingeschränkt funktionstüchtigen Akku haben. Es geht also darum weiteren Schaden zu verhindern, da solche Akkuproblem dazu führen können, dass sich das Smartphone plötzlich abschaltet – was natürlich wiederum anderen Komponenten des Geräts schadet.

Die Ursachen für solche Problem liegen in aktuell verwendeten Akkutechnologien begründet: Über die Zeit wird die Beweglichkeit der verschiedenen Chemikalien innerhalb einer Lithium-Ionen-Batterie immer schlechter. Dieser Effekt, der noch durch durch kaltes Wetter verstärkt wird, kann soweit gehen, dass es zum totalen Stillstand der Lithium-Ionen kommt – und der Akku keinen Strom mehr liefert, wie The Verge erläutert. Die Reduktion der Performance bietet deswegen Abhilfe, da sich solche Probleme besonders bei Spitzenbelastungen zeigen, da hier natürlich auch die Anforderungen an den Akku größer sind.

Prinzipiell ist das Design jedes Akkus eine Abwägung zwischen Energiedichte und Lebenszeit. Dass Apple zu solchen Methoden greifen muss – zum Teil wie jetzt beim iPhone 7 bei gerade einmal ein Jahr alten Geräten – ist ein Zeichen dafür, dass man hier den Schwerpunkt auf die Energiedichte gelegt hat.

Verschweigen

Gleichzeitig sind sich aber praktisch alle Beobachter einig, dass die Kommunikation von Apple zu wünschen übrig lässt. Immerhin hat man mit dieser Drosselung mittlerweile vor mehr als einem Jahr begonnen, ohne diese Maßnahme je öffentlich zu machen. Erst nachdem jetzt Dritte die Angelegenheit aufgedeckt hat, spricht man nun von einem "Feature", mit dem iPhones geschützt werden sollen.

Alternativ hätte Apple natürlich auch einfach betroffene Nutzer darüber informieren können, dass ihr Akku beschädigt ist – und dann die Drosselung optional anbieten. Damit wäre diesen bewusst gewesen, dass sie mit einem Akkutausch ihrem iPhone wieder zu alter Geschwindigkeit verhelfen können. (apo, 22.12.2017)