Kamil Stoch sieht sich die Vase aus der Nähe an.

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Guter Auftakt für Stefan Kraft in Oberstdorf.

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Der Salzburger startet mit Platz vier in die Tournee.

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Kann zufrieden sein: Gregor Schlierenzauer.

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Oberstdorf – Kamil Stoch gewann nach dem letzten der 65. auch das erste Springen der 66. Vierschanzentournee. Der Pole, der am 6. Jänner in Bischofshofen seinen ersten Tourneesieg klar gemacht hatte, setzte sich als Titelverteidiger am Samstagabend dank eines überragenden Finalsprungs auf 137 Meter (Tageshöchstweite) erstmals in Oberstdorf durch.

Der 30-jährige Doppelolympiasieger von Sotschi lag schließlich 4,2 Punkte vor Lokalmatador und Favorit Richard Freitag, der Deutschland den ersten Tourneesieg seit 16 Jahren, seit Sven Hannawalds Durchmarsch mit vier Siegen 2001/02, besorgen soll.

Der 27-jährige Sachse hielt seinen mit 128,5 Metern herausgesprungenen Rang vom ersten Durchgang mit einem Satz auf 127 Meter, während der zur Halbzeit dank 132 Metern führende Stefan Kraft seinen dritten Oberstdorf-Sieg mit einem schwachen, nicht vom Wind begünstigten Satz auf 119 Meter verpasste und hinter den zweitbesten Polen, Dawid Kubacki, auf Rang vier zurückfiel.

"Das war sicher nicht der beste Sprung von mir, ich war zu spät. Aber ich habe ja gerade erst angefangen. Stoch war immer vorne mit dabei, es wird ganz schwer, ihn und Freitag zu biegen", sagte der Salzburger.

Zweitbester Österreicher wurde etwas überraschend Gregor Schlierenzauer nach zwei Sätzen auf 116,5 als 13. Der Weltrekordweltcupsieger verlor zwar 33,7 Punkte auf Stoch, erhielt aber dafür die Bestätigung, dass ihm kein Haus mehr auf die volle Konkurrenzfähigkeit fehlt.

Schlierenzauer: "Ich bin nicht unzufrieden, es waren solide Sprünge, aber nach ganz vorne ist es noch ein ziemliches Stück." Michael Hayböck landete als dritter Österreicher im Klassement nur an 27. Stelle (107,5 und 124 m).

In einem höchst problematischen Auftaktspringen der deutsch-österreichischen Tournee war im verregneten Oberstdorf das Feld der Mitfavoriten auf den Gesamtsieg schon im ersten Durchgang gnadenlos reduziert worden. Rückenwind von bis zu zwei Metern pro Sekunde hatte reihenweise Hoffnungen zerstört, allerdings im Großen und Ganzen nicht die Vorhersagen darüber konterkariert, wer sich am Ende durchsetzen könnte.

Freitag, mit davor drei Siegen der überragende Mann der noch jungen Olympiasaison, belohnte die durch Dauerregen und zähen Ablauf schwer geprüften 22.500 Zuseher in der ausverkauften Audi Arena unter dem Schattenberg. Der Mann aus Erlabrunn, woher auch die deutschen Tourneesieger Jens Weißflog und Hannawald stammen, hatte allerdings gut zu tun, um Österreichs Hoffnung Kraft mit einem Sprung auf 128,5 auf den Fersen zu bleiben.

Der 24-Jährige lag nach 132 Metern 0,3 Zähler voran, hatte allerdings als einziger Favorit von geringfügigem Aufwind profitiert. Die schlechtesten Bedingungen im ersten Durchgang hatte Schlierenzauer vorgefunden. 20,4 Zähler erhielt der Tiroler als Windkompensation und also auch dafür, dass "in der Luft nichts weitergangen ist".

Dabei hatte sich zunächst ein Debakel für den österreichischen Skiverband abgezeichnet. Clemens Aigner und Manuel Fettner verpatzten ihre ersten Sprünge in der 66. Tournee völlig, Daniel Huber war wegen eines Anzugvergehens disqualifiziert worden.

"Der Anzug war an der Hüfte ein bisschen zu weit", sagte Huber. Die Beteuerungen des Salzburgers, dass er in identer Panier die Qualifikation bestritten hatte, fruchteten nichts. Schließlich wurde in der hohen Luftfeuchtigkeit eine mögliche Letztschuldige ausgemacht.

Hayböck hatte es als 30. und Letzter gerade noch in die Entscheidung geschafft, für den oberösterreichischen Tourneezweiten von 2015 waren da schon alle Hoffnungen auf einen Spitzenplatz in der Endabrechnung begraben. Noch schlechter erging es von den Spitzenleuten nur dem Slowenen Peter Prevc, der mit einem Hüpfer auf 100,5 Meter das Finale gar nicht erst erreicht hatte.

Im Vorfeld der Veranstaltung war bereits mit einer Absage und einem zweiten Springen im Anschluss an den Neujahrsevent in Garmisch-Partenkirchen spekuliert worden. Renndirektor Walter Hofer soll diesen Plan B schon parat gehabt haben.

Schließlich wurde das Springen in Oberstdorf im Interesse der Zuseher doch durchgepeitscht. Am Sonntagnachmittag wird in Garmisch also nur die Qualifikation für ein Springen am Neujahrstag (14 Uhr) gegeben. (Sigi Lützow aus Oberstdorf, 30.12.2017)

Ergebnisse Oberstdorf (GER) am Samstag:

1. Kamil Stoch (POL) 279,7 (126,0/137,0)
2. Richard Freitag (GER) 275,5 (128,5/127,0)
3. Dawid Kubacki (POL) 270,1 (126,5/129,0)
4. Stefan Kraft (AUT) 262,8 (132,0/119,0)
5. Stefan Hula (POL) 259,2 (123,0/120,5)
6. Junshiro Kobayashi (JPN) 257,1 (126,5/123,0)
7. Johann Andre Forfang (NOR) 255,3 (114,5/126,5)
7. Anders Fannemel (NOR) 255,3 (129,0/124,5)
9. Markus Eisenbichler (GER) 255,1 (128,5/117,5)
10. Andreas Wellinger (GER) 254,0 (115,0/123,0)
11. Robert Johansson (NOR) 253,4 (115,0/122,5)
12. Ryoyu Kobayashi (JPN) 252,4 (121,5/118,0)
13. Gregor Schlierenzauer (AUT) 246,0 (116,5/116,5)
14. Jernej Damjan (SLO) 245,0 (120,5/118,0)
15. Maciej Kot (POL) 243,3 (120,0/126,0)
16. Tilen Bartol (SLO) 241,7 (116,5/123,5)
17. Karl Geiger (GER) 241,1 (113,0/126,0)
18. Simon Ammann (SUI) 240,4 (120,0/114,5)
19. Ziga Jelar (SLO) 240,1 (123,0/115,0)
20. Daniel-Andre Tande (NOR) 237,7 (116,5/122,5)
21. Taku Takeuchi (JPN) 236,5 (123,5/117,0)
22. Gregor Deschwanden (SUI) 235,4 (115,0/119,5)
23. Halvor Egner Granerud (NOR) 235,1 (118,0/117,0)
24. Stephan Leyhe (GER) 233,2 (109,5/125,0)
25. Piotr Zyla (POL) 231,7 (127,5/109,5)
26. Timi Zajc (SLO) 224,8 (115,5/125,0)
27. Michael Hayböck (AUT) 224,0 (107,5/124,0)
28. Constantin Schmid (GER) 220,1 (114,5/104,0)
29. Jonathan Learoyd (FRA) 211,7 (125,5/105,5)
30. Roman Koudelka (CZE) 209,6 (120,5/105,5)