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China importierte bis 1. Jänner rund 7,3 Millionen Tonnen des weltweiten Plastikabfalls pro Jahr. Damit ist nun Schluss.

Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon

Wien/Peking – Europa hat seit Jahreswechsel ein Müllproblem. Jahrelang haben sich viele westliche Länder auf China verlassen, wenn es um billiges Recycling ging. Doch damit ist nun Schluss. Wie das chinesische Umweltministerium bereits im Juli der Welthandelsorganisation erklärt hat, importiert die Volksrepublik keinen Altkunststoff mehr. Seit 1. Jänner gilt der Stopp – zunächst für unsortierten Abfall, voraussichtlich ab März auch für sortierten. Länder wie Großbritannien oder Deutschland haben nun ein Entsorgungsproblem.

Zahlen aus dem Jahr 2016 zeigen die Dimensionen: Aus Deutschland gingen laut EU-Statistikamt Eurostat 1,5 Millionen Tonnen Plastikabfall nach China und Hongkong. Das ist mehr als die Hälfte der Gesamtmenge, die in Deutschland anfällt, wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt. Großbritannien verschiffte jährlich bis zu 500.000 Tonnen nach China, so die BBC. Auch die USA exportierten 1,42 Millionen Tonnen Plastik.

Der britische Umweltminister Michael Gove räumte nun ein, dass er zu langsam realisiert habe, welche Probleme damit auf das Land zukämen. Die UK Recycling Association bestätigte, dass Großbritannien momentan nicht mit den Mengen an Abfall fertigwerden kann. Geschäftsführer Simon Ellin gab sich ratlos: Er habe keine Ahnung, wie das Problem kurzfristig gelöst werden könnte. Laut seinen Angaben exportierte der Staat bislang rund 55 Prozent Altpapier und mehr als 25 Prozent des Plastikabfalls nach China.

Mehr Verbrennungsanlagen

Die NGO Recoup, die die Recyclingrate der Briten heben will, äußerte die Befürchtung, dass mehr Deponien entstehen, in denen zwischengelagert wird, oder der Plastikabfall verbrannt wird. Bei der Verbrennung entstehen giftige Chemikalien und Schwermetalle. Auch Greenpeace übte Kritik: Denn neue Verbrennungsanlagen bauen den Markt für Einwegkunststoffe aus.

Als ersten Schritt konsultiert die Regierung nun mit der Industrie über eine Steuer auf Einwegplastikprodukte. Als langfristiges Ziel will der Umweltminister Plastik in der Wirtschaft generell reduzieren, sagte er der BBC.

Österreich scheint vom Importstopp nicht betroffen zu sein. Klagen österreichischer Abfallsammel- und -verwertungsunternehmen sind dem Umweltministerium nicht bekannt, bestätigt Sprecher Daniel Kosak dem STANDARD. Es liegen auch keine Anträge auf Export von Kunststoffabfällen nach China vor. Ein Großteil der Kunststoffabfälle steht aber auf der "Grünen Liste" der EG-Regelungen und könnte ohne Genehmigung nach China exportiert werden. Davon sei aber nicht auszugehen, so Kosak, da Österreich über genügend Anlagen zur Kunststoffaufbereitung und -verwertung verfüge.

Die Zahlen zeigen, dass jedoch viele Länder vor großen Umstellungen stehen: Weltweit kaufte China rund 7,3 Millionen Tonnen an Plastikmüll pro Jahr. Dazu wurde der Müll zunächst in den Exportländern in Wertstofftonnen gesammelt, sortiert, gepresst oder zu Granulat verarbeitet. Daraus wurde in China neuer Kunststoff gewonnen.

Die neue Regelung soll 24 Sorten von Abfall betreffen, wie das chinesische Umweltministerium im Juli ankündigte. Darunter fallen auch Elektroschrott oder Altpapier. Neben dem Ausbau der eigenen Verwertungsbranche sind ernste Umweltprobleme der Grund. Denn im oft unsortierten Material wurden giftige Bestandteile mitgeliefert. Schon 2013 wurden mit der "Operation Grüner Zaun" Recyclingfirmen im Ausland gezwungen, ihren Müll besser zu sortieren. (Julia Schilly, 5.1.2018)