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Auf Haiti wird gegen die Aussagen Trumps bereits protestiert.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JOE RAEDLE

Washington Nach seiner kolportierten Äußerung über "Dreckslochstaaten" schlägt US-Präsident Donald Trump ein Sturm der Entrüstung von afrikanischen Staaten, aber auch aus den eigenen Reihen entgegen.

Laut "Washington Post" und anderen US-Medien soll Trump bei einem Treffen mit Senatoren am Donnerstag gefragt haben, warum die USA so viele Menschen aus "Dreckslochstaaten" aufnehmen müssten. Es ging dabei um den Aufenthaltsstatus von Menschen aus Haiti, El Salvador und afrikanischen Staaten. Ein Sprecher des Weißen Hauses dementierte die Berichte zunächst nicht. Trump selbst schrieb auf Twitter, es seien harte Worte gefallen, aber nicht diese.

"Trend, Farbige zu verunglimpfen"

54 afrikanische Staaten forderten Trump auf, sich für die Bezeichnung zu entschuldigen und sie zu widerrufen. Die Botschafter der afrikanischen Länder bei der UNO erklärten nach einer vierstündigen Dringlichkeitssitzung in New York, sie seien "äußerst erschüttert über die empörenden, rassistischen und fremdenfeindlichen Bemerkungen des Präsidenten der Vereinigten Staaten" und verurteilten diese auf das Schärfste. Sie seien "besorgt über den anhaltenden und wachsenden Trend der US-Regierung gegenüber Afrika und Menschen afrikanischer Herkunft, den Kontinent und Farbige zu verunglimpfen".

Gleichzeitig dankten die UNO-Botschafter jenen US-Bürgern "aus allen Gesellschaftsschichten, die die Bemerkungen verurteilt haben". Die scharf formulierte Stellungnahme wurde einstimmig verabschiedet. "Dieses eine Mal sind wir uns einig", sagte ein Botschafter, der anonym bleiben wollte.

"Ernstes Bedürfnis für Dialog"

Zuvor hatten schon die Länder der Afrikanischen Union eine offizielle Entschuldigung von Trump gefordert. Zudem solle er die Äußerungen zurücknehmen. In der Mitteilung brachte die "Betroffenheit, Schock und Entrüstung" zum Ausdruck. Man glaube, es gebe ein riesiges Fehlverständnis über den afrikanischen Kontinent und dessen Bevölkerung bei der derzeitigen US-Regierung. "Es gibt ein ernstes Bedürfnis für einen Dialog zwischen den Afrikanischen Ländern und der US-Administration", heißt es in dem Text.

Trumps mutmaßliche Äußerung sei "nicht nur verletzend (...) für Menschen afrikanischen Ursprungs in den USA, sondern zweifellos auch für afrikanische Bürger", sagte Ebba Kalondo, die Sprecherin des Kommissionspräsidenten der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat.

Kritik auch von Paul Ryan

Der derzeit führende Republikaner hinter Trump, Paul Ryan, bezeichnete die Wortwohl Trumps als "unglücklich und nicht hilfreich". Der republikanische Senator Lindsey Graham äußerte sich öffentlich nicht, erklärte aber, er habe Trump seinen Teil ins Gesicht gesagt.

"Äußerungen treffen die Würde"

Auch aus anderen Teilen der Welt kamen entrüstete Reaktionen. "Die Äußerungen des Präsidenten der Vereinigten Staaten treffen die Würde des salvadorianischen Volkes", schrieb der Präsident von El Salvador, Salvador Sanchez Ceren, auf Twitter.

Trump selbst dementierte die kolportierte Wortwahl. "Die Sprache, die ich bei dem DACA-Treffen benutzt habe, war hart, aber das war nicht die Sprache, die benutzt wurde", schrieb er auf Twitter. Wenig später erklärte er, er habe nie etwas Abfälliges über Haitianer gesagt, außer dass Haiti ein "sehr armes und unruhiges Land" sei.

Dem widersprach der demokratische Senator Dick Durbin, der an der fraglichen Unterredung teilnahm. "Ich habe nicht ein einziges Wort gelesen, das nicht gefallen wäre", sagte er am Freitag. Präsident Trump habe "hasserfüllte, abscheuliche und rassistische Worte gewählt", sagte der Senator. Er könne sich nicht erinnern, dass jemals ein Präsident der Vereinigten Staaten zu solch einer Art von Sprache gegriffen habe. Das Wort "Drecksloch" ("shithole") sei mehrfach gefallen.

Kompromiss zu Einwanderungspolitik

Das Treffen mit Senatoren beider Parteien drehte sich um einen Kompromiss in der Einwanderungspolitik, der eine Lösung für das sogenannte DACA-Programm vorsieht. Dieses gibt Hunderttausenden jungen Migranten einen temporären Schutzstatus. Trump hatte Anfang September vergangenen Jahres entschieden, die von seinem Vorgänger Barack Obama ins Leben gerufene Initiative zu beenden. Allerdings räumte er dafür eine Frist von sechs Monaten ein.

Das UNO-Menschenrechtsbüro zeigte sich ebenfalls beunruhigt. "Wenn das so stimmt, sind dies schockierende und beschämende Äußerungen des US-Präsidenten", sagte Rupert Colville, Sprecher des UNO-Hochkommissars für Menschenrechte, in Genf. "Man kann nicht ganze Länder und Kontinente als Dreckslöcher bezeichnen, deren Einwohner, die alle nicht weiß sind, deshalb nicht willkommen sind." (APA, red, 13.1.2018)