Washington/Kopenhagen – Wie die Archaeidae zu ihrem ersten Beinamen kamen, ist einigermaßen offensichtlich: Als 1854 erstmals eine Art dieser Spinnenfamilie – konserviert in 50 Millionen Jahre altem Bernstein – entdeckt wurde, staunten Biologen nicht schlecht. Denn das Erscheinungsbild der Spinnen lässt im ersten Moment eher an einen Wasservogel im Miniaturformat denken: Ihr zu einem "Hals" entwickelter Vorderkiefer und die riesigen Kieferklauen erinnern optisch verblüffend an einen Pelikan.

Eriauchenius milajaneae, eine der neu entdeckten Archaeidae-Arten.
Foto: Hannah Wood/Smithsonian

Spinne auf Spinnenjagd

Bald darauf fand man auf Madagaskar die ersten lebenden Archaeidae-Arten – und nun erhielten die winzigen Tierchen einen weiteren Spitznamen: Mörderspinnen. Das ergibt sich freilich nicht aus ihrem Aussehen, sondern aus ihrem Jagdverhalten. Die enorm verlängerten Kieferklauen erlauben es den Archaeidae, Jagd auf andere Spinnen zu machen. Wenn sie mit ihren mit Fangzähnen bestückten Kiefern zuschnappen, können sie das Opfer dank des langen Kiefers weit vom eigenen Körper weghalten, bis es stirbt – und sich so vor möglichen Gegenangriffen schützen.

Pelikanspinnen machen Jagd auf andere Spinnen. Einmal erwischt, halten sie ihre Beute so lange auf Abstand, bis keine Gefahr mehr von ihr ausgeht.
Foto: Nikolaj Scharff

Lebende Fossilien

Hannah Wood vom Smithsonian National Museum of Natural History in Washington, D.C. und Nikolaj Scharff von der Universität Kopenhagen haben nun gleich 18 bisher unbekannte Pelikanspinnen entdeckt: Wie sie im Fachblatt "Zookeys" berichten, identifizierten sie die Neuzugänge bei Expeditionen auf Madagaskar sowie in den Sammlungen mehrerer Museen.

"Diese Spinnen zeugen von der einzigartigen biologischen Variation, die sich auf Madagaskar herausgebildet hat", sagte Wood. Die heutigen Arten dieser Familie könnten als "lebende Fossilien" gelten – so groß sei die Ähnlichkeit zu fossilen Spezies, die vor 165 Millionen Jahren lebten, so die Biologin. Heute findet man Vertreter der Pelikanspinnen außer auf Madagaskar auch in Südafrika und in Australien. (dare, 15.1.2018)