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Acro Yoga vereint Yoga, Akrobatik und Elemente der Thai-Massage auf eine einzigartige Weise.

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Wer an Yoga denkt, hat verschlungene Körperstellungen, eine ruhige Atmung und unglaubliche Selbstbeherrschung im Kopf. Yoga macht glücklich, sagen diejenigen, die es machen. Ich sage gleich vorneweg: Ich bin leider nicht besonders sportlich und finde es schon athletisch, wenn ich die Stiegen in der U-Bahn-Station hinaufgehe.

Das findet mein Freund weniger gut. Er meint, Sport würde meinen Rückenbeschwerden guttun. Nur hat er es bisher nicht geschafft, mich zu einer Stunde Fitnessstudio zu überreden, und deshalb staunte er nicht schlecht, als ich ihm eine Stunde Acro Yoga vorschlug.

Acro Yoga, eine Mischung aus Akrobatik und Yoga, hatte ich im Internet entdeckt. Ich weiß nicht warum, aber das wollte ich gerne ausprobieren. Mein Freund machte mit. Juhu, denn mit ganz Fremden hätte ich mich vielleicht nicht in eine Stunde getraut.

Entspannung für die Augen

Also machten wir uns ins "Amazing Yoga"-Studio auf. Das Studio ist im Hinterhof eines Hauses im 15. Wiener Gemeindebezirk. Wer reinkommt, dem schwebt der Duft ätherischer Öle entgegen, im Hintergrund dudelt leise orientalische Musik. Gleich im Vorraum stellte sich Sibylle als unsere Lehrerin vor und bat uns in einen Raum, in dem schon dunkelrote Matten in einem Kreis aufgelegt waren.

Durch einem Vorhang abgetrennt waren die Garderoben. Ich zog mich neben einem Waschbecken und einer Dusche um und huschte wieder in den Raum zurück, wo die Teilnehmer der Acro-Stunde schon im Schneidersitz warteten. Ich zählte sich durch. Es waren insgesamt 16 Leute. Eine Mischung aus Dreadlocks-Trägerinnen, Pärchen und besten Freundinnen. Viele, sollte ich schnell feststellen, totale Profis und seit vielen Jahren dabei.

Dann kam die Yogalehrerin Sibylle: bunte Leggings, rote Haare mit Sidecut und ein großes Tattoo auf ihrer Brust, das aus ihrem Tanktop rausblitzte. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und einer Aufwärmrunde ging es dann aber schnell zur Sache. Meine erste Hürde: Ich verwechselte ständig rechts und links.

Wilde Stellungen

Dann aber die erste Partnerübung. Die Trainingspaare sollten sich gegeneinanderstemmen, und zwar in der Hocke. Mein Freund ging gleich einmal fremd, und Sibylle übte mit mir. Es war ungewohnt, mein ungeübter Körper tat sich schwer. Aber ja, irgendwie funktionierte die Sache, und meine Muskeln dehnten und streckten sich. Den Handstand, das gebe ich zu, habe ich nicht geschafft. Dann aber kamen die Hebestellungen: Mein Freund sollte mich auf seinen Füßen balancieren. Als Absicherung mussten wir "Flugstationen" aus drei Matten errichten, die das Fallen nicht so unangenehm machen sollten.

Dann legte sich mein Freund auf den Rücken und winkelte seine Beine an meinen Beckenknochen an. Während ich mein Gewicht immer mehr nach vorne verlagerte, griff er nach meinen Händen und hob mich mit seinen Füßen in die Luft. Zu meinem Leidwesen habe ich Höhenangst, aber das Gefühl des "Fliegens" war schon ziemlich einzigartig, und ich weiß nicht, ob es die Übung, meine Angst oder der Schweißgeruch waren, die mich high machten. Im Endeffekt haben wir alle "Flugübungen" mitgemacht. Und als ich in einer anderen Stellung so über meinem Freund schwebte, spürte ich diese Körperbeherrschung, um die es beim Yoga geht, und war wirklich stolz auf mich.

Das Fazit: Acro Yoga macht Muskelkater, aber auch Spaß. Vielleicht macht es mich sogar sportlich. Meinem Freund und meinem Rücken würde es gefallen. (Selma Tahirovic, 21.1.2018)