Sie sind millionenschwere Athleten, die für Wettbewerbe monatelang bis zu 18 Stunden täglich mit Maus und Tastatur trainieren – E-Sportler, professionelle Videospieler. Das Hobby zum Beruf zu machen, davon träumen viele Gamer. Nur ganz wenige schaffen es auch. Das Interesse an diesen Ausnahmetalenten ist dementsprechend riesig und im ständigen Wachstum. Millionen verfolgen die Wettbewerbe mittlerweile, bei denen Spieler aus aller Welt zusammenkommen und gegeneinander antreten.

Ein ESL-Event in Hamburg.
Foto: ESL/Bart Oerbekke

Ist E-Sport Sport?

Mit steigender Popularität und Professionalisierung kommen auch Misstöne hinzu. Die Debatten drehen sich darum, ob E-Sport überhaupt ein Sport ist. Dabei wird von Kritikern ausgeblendet, wie viel Training und körperliche Anstrengung professionelles Gaming verlangt. Eine hohe Spielintelligenz, großes Reaktionsvermögen und vor allem Ausdauer sind Pflicht. Das ist der Grund, wieso die durchschnittliche Karriere eines E-Sportlers nur bis zum 25. Lebensjahr dauert.

25 Millionen Dollar bei einem Turnier

Bis dahin winken Ruhm und Reichtum, wenn man es denn unter die Besten der Besten schafft. Beim bisher größten E-Sport-Turnier "The International", das vergangenes Jahr stattfand, wurden fast 25 Millionen Dollar ausgeschüttet. Das Gewinnerteam, bestehend aus fünf Spielern aus Jordanien, dem Libanon, Finnland, Deutschland und Bulgarien, konnte allein fast elf Millionen Dollar einheimsen. Davon kann Österreichs erfolgreichster E-Sportler Richard "noctis" Gansterer nur träumen. Der 31-jährige Wiener Webentwickler konnte in seiner neunjährigen Karriere mit dem Egoshooter "Quake" immerhin 85.000 Dollar Preisgeld holen.

Für die Besten der Besten winken Millionen. Allerdings dauert die durchschnittliche E-Sport-Karriere nicht lange.
Foto: ESL/Helena Krstiansson

E-Sport-Liga und E-Bundesliga

Gansterer, der Österreich hinsichtlich E-Sport als "Entwicklungsland" bezeichnet, nahm bereits 2008 bei Turnieren teil. Zehn Jahre dauerte es, bis auch hierzulande der Sport einem größeren Interessentenkreis zugänglich gemacht wurde. Der Mobilfunker A1 startete am Dienstag die erste größere E-Sport-Liga, die mit dem weltweit größten E-Sport-Unternehmen ESL ausgetragen wird. Gespielt wird "League of Legends", das Qualifying fand bereits im Dezember 2017 statt. In der Gruppenphase treten dann die besten acht Teams gegeneinander an. Auch die österreichische Bundesliga gibt es seit Juni 2017 in digitaler Form. Dort treten Videospieler für Rapid, Red Bull Salzburg und Co auf dem virtuellen Platz von "Fifa" gegeneinander an.

Gaming Houses für E-Sportler

Ein Blick auf die Preisgelder der österreichischen E-Sport-Events verdeutlicht aber schnell, dass man sich hierzulande noch in den Kinderschuhen befindet. Sehr früh in Asien, aber mittlerweile auch in Nordamerika und Europa hat man das Potenzial des professionellen Gamings erkannt. In Skandinavien bietet man den spielenden Sportlern inzwischen auch ein professionelles Umfeld. In sogenannten Gaming Houses wohnen und trainieren Mitglieder eines Teams monatelang miteinander. Dort werden Taktiken erarbeitet und auch die Harmonie gestärkt, denn letztlich ist eine große Komponente des E-Sports Teamgeist.

Gemeinsam an einem Strang – der Großteil der E-Sport-Games sind Teamspiele.
Foto: ESL/Adela Sznajder

E-Sport ist ein Teamsport

Die zwei populärsten E-Sport-Titel sind mit "League of Legends" und "Dota 2" nämlich Games, die nur im Team bestritten werden. Die fünf Spieler einer Mannschaft müssen sich aufgrund ihrer einzigartigen Rolle aufeinander verlassen können. Versagt einer, versagen alle. Das Stereotyp vom Gamer, der allein vor seinem Bildschirm hockt, hält auch bei den Zusehern nicht. Über das Internet organisieren E-Sport-Fans Public Viewings, bei denen gemeinsam in Lokale gegangen wird, um Wettbewerbe zu verfolgen.

E-Sport-Bar in Wien

In Wien gibt es seit 2016 mit dem "Respawn" im 19. Bezirk sogar eine eigene Bar, die sich ganz dem virtuellen Sport verschrieben hat. Besucher können dort selbst spielen, essen und trinken sowie E-Sport-Wettkämpfe verfolgen. 300 Gäste soll das Lokal an einem guten Abend laut Besitzer Patrick Tondl beherbergen. Er hat seit der Eröffnung mitbekommen, dass E-Sport in Österreich generell stärker ernst genommen wird.

Das "Respawn" ist Österreichs erste E-Sport-Bar.
Foto: Respawn

In Frankreich gibt es bereits ein Gesetz

Zudem denkt Tondl, dass der virtuelle Sport in den nächsten fünf Jahren deutlich wachsen wird – vorausgesetzt, es gibt auch von staatlicher Seite die richtigen Rahmenbedingungen. In Frankreich wurde 2017 ein Gesetz erlassen, das definiert, wer sich als E-Sportler bezeichnen darf und was ihm zusteht. In Österreich gibt es so etwas nicht, somit bewegt man sich hierzulande in einer rechtlichen Grauzone, obwohl laut Tondl "die E-Sportler einfach nur als Sportler akzeptiert werden wollen". (Daniel Koller, 23.1.2018)