Liebe und Spaß dürfen in der Sprachvermittlung nicht zu kurz kommen.

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Ein neues Jahr ist angebrochen, und als Mutter, der die Mehrsprachigkeit ihrer Kinder sehr am Herzen liegt, blicke ich zurück. Was habe ich in der Sprachvermittlung erreicht? Konnte ich die Ansprüche, die ich an mich und natürlich auch an meine Kinder setze, erfüllen? Waren es überhaupt die richtigen Ansprüche und die richtigen Maßnahmen?

Es ist wichtig, sich die Grenzen des Familienalltags bewusst zu machen. Der Alltag limitiert unser Wirkungsfeld. Als Eltern vermitteln wir unsere Sprache, die nicht in der Umgebung gesprochen wird. Wir können mit unseren Kindern kommunizieren, lachen, spielen, wir können Bücher vorlesen, Musik hören und vieles mehr, und das ist schon eine wunderbare Möglichkeit, damit sie in unserer Sprache wachsen. Um die Deutschkenntnisse des Nachwuchses möchte ich mich selbstverständlich auch kümmern. Aber bald merkt man die Grenzen und dass es mehr braucht als den Austausch im Alltag.

Ständige Anpassung ist notwendig

Meine Tochter etwa besucht die bulgarische Freizeitschule samstags. Sie geht dort sehr gerne hin, für uns Eltern ist es eine kleine Organisationsaufgabe mehr. Auch müssen die Kinderbücher in allen Sprachen des Kindes dem Alter gemäß angepasst werden – in unserem Fall in drei Sprachen. Auf Deutsch ist es kein Problem, ich gehe einfach in die nächste Buchhandlung oder in die Bibliothek, aber in den anderen Sprachen muss man sich koordinieren oder im Voraus planen, um an den Lesestoff zu kommen.

Auch in meiner Kommunikation muss ich mich anpassen, denn die dominante Sprache im Leben meiner Kinder entwickelt sich rasant, und auch die anderen Sprachen sollen eine Chance haben mitzuwachsen. Und so, Stück für Stück, baue ich an dem Sprachenhaus meiner Kinder und hoffe, dass sie meine Angebote mit dem gleichen Enthusiasmus wie bisher annehmen werden. Und wenn nicht, dass ich ein Auge dafür haben werde, um sie ihren Bedürfnissen besser anzupassen.

Kein Stress, keine Überforderung

Es ist eine schöne und anstrengende Aufgabe. Oft genug denke ich darüber nach, dass ich nicht immer mit meinen Wünschen mithalten kann, ob ich es nicht da oder dort besser hätte machen können oder mehr hätte anbieten können. Aber wir Eltern sind zuallererst Mamas und Papas, wir müssen dafür sorgen, dass die familiäre Umgebung entspannt und schön ist, voller Liebe. Erfolgsdruck und Stress haben dort nichts verloren.

So ist es also immer wieder auch eine Gratwanderung, einerseits darauf zu achten, was den Kindern guttut, und andererseits die eigenen Erwartungen zurückzunehmen. Das ist eine wichtige Übung, um die Freude an der Mehrsprachigkeit aufrechtzuerhalten, und zwar nicht nur die der Kinder, auch für die Eltern soll es immer mit Spaß verbunden sein. Wenn man sich in seiner Bemühung, eine Sprache weiterzugeben, gestresst und überfordert fühlt, hat man bestimmt keinen guten Weg gewählt.

Freude und Spaß an erster Stelle

Ich gestehe mir also durchaus meine Lücken ein, mir als Mutter, die ihren Kindern drei Sprachen vermitteln möchte, mit der Hilfe vieler engagierter Menschen, innerhalb und außerhalb der Familie. Und ich überdenke meine Ansprüche immer wieder im Hinblick auf die Freude, die an erster Stelle stehen sollte.

Und wenn ich höre, dass mein jüngerer Sohn zunehmend besser mit seinen Sprachen umgeht, sein Wortschatz wächst und er bereits so gut nachvollzieht, wo welche Sprache gesprochen wird, dann weiß ich, auf die Liebe und den Spaß in der Sprachvermittlung zu setzen, das ist immer eine gute Entscheidung. Mit diesem ersten Blog im neue Jahr wünsche ich allen Eltern mehrsprachiger Kinder neben der Motivation für all die Sprachen in ihren Familien gelassen und mit Freude damit umzugehen! (Zwetelina Ortega, 23.1.2018)