Ein besonderer Besuchermagnet, vor allem beim jungen Publikum: der Dinosauriersaal im Naturhistorischen Museum.

Foto: NHM/Kurt Kracher

Wien – Es ist eine runde Zahl, die in der Budgettabelle in der Spalte für Ankäufe vermerkt ist. Genauer gesagt ist die Zahl mehr oval als rund, sie lautet: null. Das Papier liegt auf dem Tisch von Christian Köberl, und es zeigt die Finanzen des Naturhistorischen Museums Wien. Der Generaldirektor eines der führenden Naturkundemuseen der Welt ist sichtlich verärgert: Das Bundesmuseengesetz schreibt ihm vor, das "anvertraute Sammlungsgut zu mehren und zu bewahren". Doch diese Aufgaben sind unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr zu bewerkstelligen.

Statt einer Aufstockung der Mittel erhält der Impaktforscher aber zumeist nur Aufforderungen zu "Effizienzsteigerung" und zur Nutzung von "Synergieeffekten".

Die Basisabgeltung

Ursprünglich waren für das Jahr 2018 rund 90.000 Euro für Ankäufe vorgesehen; im Jahr 2017 standen immerhin 69.000 Euro zur Verfügung. Dass dieser Budgetposten nunmehr komplett gestrichen ist, hat laut Köberl vor allem einen Grund: Die Finanzierung seines Hauses ist wie jene der übrigen Bundesmuseen über eine Basisabgeltung geregelt, die nicht an die Inflation angepasst wird. Währenddessen steigen jedoch die Kosten.

Obwohl viele Stellen in den vergangenen Jahren nicht mehr nachbesetzt werden konnten, wachsen die Ausgaben für das Personal wie auch der Aufwand für Energie und Digitalisierung. Und sogar die Miete, die für das Museumsgebäude an die Burghauptmannschaft zu entrichten ist, steigt natürlich mit der Inflation.

Ein Drittel weniger

Im Technischen Museum Wien wird mit ähnlichen Problemen gekämpft wie im NHM. In den Jahren 2000 bis 2016 ist die Basisabgeltung für das TMW mittlerweile real um fast 4,3 Millionen Euro gesunken, sodass nun um ein Drittel weniger Geld zur Verfügung steht als noch zum Jahrtausendwechsel. Seit 2009 der Gratiseintritt für alle bis 19 Jahre politisch beschlossen wurde, besuchten hier mehr als 50 Prozent die Sammlungen kostenlos.

Aufgrund der entgangenen Einnahmen muss seitdem in allen Bereichen rigoros gespart werden. Das Ankaufsbudget sank von 180.000 Euro auf nur mehr 50.000. Mit Kooperationen und Schenkungen wird versucht, die Verluste auszugleichen.

Der freie Eintritt für Kinder und Jugendliche macht auch für das NHM die wachsenden Besucherzahlen zu einem Pyrrhussieg. Die naturwissenschaftlichen Museen betrifft dies stärker als die Kunstmuseen. In Köberls Amtszeit konnte die Zahl der Besucher auf jährlich 750.000 fast verdoppelt werden, doch damit steigen die Kosten stärker als die Einnahmen. Das wird unter anderem im Dezember sichtbar, wenn ganze Busladungen junger Weihnachtsmarktbesucher den Gratiseintritt nutzen, um sich dabei ein paar Cent für die öffentliche Toilette zu sparen.

Kommende Konferenz

Das Kulturministerium sagt zu dem immer wiederkehrenden Thema der Finanzierung lediglich, dass das Kulturbudget Teil von Verhandlungen sein werde. Diesen wolle man nicht vorgreifen. Kommenden Monat werden sich die Chefs der Bundesmuseen zur Direktorenkonferenz treffen – ob der neue Kulturressortchef Gernot Blümel dann mehr im Gepäck haben wird als Effizienz und Synergien, wird sich zeigen. (Michael Vosatka, 22.1.2018)