Ein sonst unkomplizierter Herzinfarkt kann auch das Gehirn beeinträchtigen, das zeigen neue Bildgebungsverfahren, die an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gemacht wurden. Ein Herzinfarkt löst nicht nur eine Entzündung am Herzmuskel, sondern auch eine Entzündungsreaktion im Gehirn (Neuroinflammation) aus. Die Ergebnisse veröffentlichte das renommierte Journal of the American College of Cardiology.

Die Entzündung am Herzmuskel, die nach Herzinfarkt stattfindet, soll zur Heilung beitragen. Sie führt aber bei einer überschießenden Reaktion zu einer weiteren Schädigung und Verschlechterung der Herzfunktion (Herzschwäche). Bisher wurde angenommen, dass dieser Prozess im Wesentlichen auf das Herz beschränkt ist. Die Ergebnisse der MHH-Forscher zeigen nun jedoch, dass unmittelbar nach einem Infarkt sowie auch im Falle einer später entstehenden Herzschwäche das Gehirn involviert ist.

Stört das Gedächtnis

Diese Vernetzung zwischen Herz und Gehirn wird wohl über das Immunsystem vermittelt. Andere Organe wie Leber oder Nieren scheinen nicht gleichermaßen betroffen zu sein. "Diese enge Verbindung zwischen der Entzündung von Herz und Hirn ist neu und wichtig, weil andere Studien gezeigt haben, dass eine Entzündungsreaktion im Gehirn Gedächtnisstörungen und die Entwicklung von Demenz fördern kann", erläutert Frank Bengel., Direktor der MHH-Klinik für Nuklearmedizin. Schlüsseö war die nicht-invasive molekulare Bildgebung.

"Mit unseren Techniken können biologische Mechanismen wie eine Entzündung im ganzen Körper gleichzeitig analysiert werden – also auch in Herz und Hirn. Zudem kann wiederholt gemessen werden, um den Zeitverlauf von Veränderungen am gleichen Organismus zu beschreiben", berichtet Bengel. Die Forscher nutzten die Positronen-Emissions-Tomografie (PET), mit der sie die genaue Verteilung von sehr geringen Mengen kurzlebiger radioaktiver Substanzen im Körper, sogenannter Tracer, messen können. Hierdurch werden die biologischen Abläufe sichtbar, an denen die Tracer teilnehmen.

Die Auswirkungen von Herzerkrankungen auf die Gehirnfunktion müssen aber in Zukunft noch genauer betrachtet und bei der Entwicklung von neuen Behandlungen, die auf eine verbesserte Heilung abzielen, eingeschlossen werden. (red/idw, 29.1.2018)

Zum Weiterlesen:

Wie sich Herzschwäche verhindern lassen könnte

Behandlung von Herzinfarkt: Je einfacher desto besser

Langzeitstudie: Niedrige Temperaturen triggern Herzinfarkt