Die Feuerzeuge von Imco – hier ist das Modell "Junior 6600 P" zu sehen – sind filigraner, weltmännischer als der amerikanische Klassiker von Zippo und andere Nichtwegwerffeuerzeuge.

Foto: Lukas Friesenbichler

"In den Redaktionsräumen ist es verboten, mit offenem Feuer zu hantieren", meint die Kollegin scharfzüngig. Nun, für diesen Klassiker der österreichischen Produktkultur wird sie wohl eine (einmalige) Ausnahme gestatten. Bei dem silbrig glänzenden Ding, dessen Sinn und Zweck sich vor allem jüngeren Zeitgenossen eher selten auf den ersten Blick offenbart (so auch der Kollegin), handelt es sich um ein sogenanntes Sturmfeuerzeug. Und zwar um ein Modell von Imco. Die vier Buchstaben stehen für Julius Meister & Co, eine 1907 in Wien gegründete Knopf- und Metallwarenfabrik.

Die hatte zunächst die Idee, Feuerzeuge aus ausgeschossenen Patronenhülsen zu entwickeln. Mit der Zeit entstand dann ab 1918 eine ganze Familie von Feuerzeugen, die mit Benzin, Docht und Feuerstein im Metallgehäuse angeblich auch Inspirationsquelle für das amerikanische Pendant, das Zippo-Feuerzeug, wurde.

Besonderer Alltagsbegleiter

Die Feuerzeuge von Imco – auf dem Foto ist das Modell "Junior 6600 P" zu sehen – sind filigraner, weltmännischer als der amerikanische Klassiker und andere Nichtwegwerffeuerzeuge. Auch das Klacken beim Öffnen der Klappe und der darauffolgende kleine Funkenflug machen das Imco-Feuerzeug bis heute zum besonderen Alltagsbegleiter und Hinschauer. Das zarte Benzin-Odeur ist allerdings auch nach 100 Jahren noch Geschmackssache.

Auf jeden Fall schön, dass es dieser österreichische Klassiker geschafft hat, das Zeitalter der Wegwerfgesellschaft zu erleben. Dazu beigetragen haben dürfte auch eine Frage des Stils, denn wenn das Bic-Feuerzeug zum VW Käfer der Anzünder wurde, bleibt das Imco bis heute der Silberpfeil, der auch in diesen Tagen in auserwählten Trafiken für Benzinbrüder und Benzinschwestern erhältlich ist. Erwirbt man eines, muss man nicht zwangsweise zum Tschick greifen. Schließlich wollen auch Kerzen, Lagerfeuer und anderes entflammt sein. (Michael Hausenblas, RONDO, 8.2.2018)

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