Ein Universum voller unbelebter Planeten? Seth Shostak vom Seti-Institut schätzt, dass es 10.000 Zivilisationen in der Milchstraße gibt.
Foto: ESO/P. Horálek

Mountain View / Wien – In seinem 1985 erschienenen Roman "Contact" formulierte Carl Sagan einen Satz, der wohl am besten illustriert, was einem durch den Kopf geht, wenn man in den nächtlichen Sternenhimmel blickt: "Das Universum ist ein ziemlich großer Ort. Wenn es nur uns gäbe, wäre das eine fürchterliche Platzverschwendung."

Der US-amerikanische Astrophysiker brachte damit auf den Punkt, was die meisten Astronomen mittlerweile ebenso sehen: Der Kosmos enthält vermutlich weit mehr als eine Billion Galaxien (also 1.000 Milliarden) mit jeweils mehreren Milliarden Sternen – dass dort draußen nicht auch andere intelligente Lebensformen existieren, wäre eine arrogante Annahme.

Drakes berühmte Formel

Während Zivilisationen in fernen Sterneninseln aufgrund der enormen Entfernungen wohl für immer reine Theorie bleiben müssen, bestünde immerhin eine Chance, zu technisch hoch entwickelten Wesen innerhalb unserer Heimatgalaxie Kontakt aufzunehmen. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür tatsächlich sein könnte, hat der US-Astronom Frank Drake 1961 mit seiner berühmten Drake-Gleichung zu berechnen versucht.

Die wichtigsten Grundlagen dieser Formel sind vor allem drei Faktoren: Die Zahl der lebensfreundlichen Exoplaneten um andere Sterne, die Wahrscheinlichkeit, mit der dort Leben entstehen könnte, und die Chance, dass aus diesen Ökosystemen intelligente Wesen hervorgehen. Während man mit dieser Gleichung vor mittlerweile fast 60 Jahren mit vielen Unwägbarkeiten zu rechnen hatte, sieht die Sache heute schon etwas anders aus.

Vielfaches Leben im All

Auf Basis aktueller Erkenntnisse hat daher der renommierte Astronom Seth Shostak vom Seti-Institut (Kalifornien) die Drake-Formel neu interpretiert und ist dabei zu einem ziemlich optimistischen Ergebnis gelangt. Als Basis seiner Schätzung dienten Shostak die jüngsten Annahmen, dass im Schnitt einer von sechs Sternen unserer Galaxie von einem potenziell lebensfreundlichen Exoplaneten umkreist wird.

"Nachdem sich das Leben auf unserem Planeten binnen weniger hundert Millionen Jahren entwickelt hat, ist es nicht unrealistisch, anzunehmen, dass auf etwa der Hälfte aller habitablen Welten tatsächlich auch Leben entstanden ist", meint Shostak.

Was die Entwicklung von Intelligenz betrifft, ist sich der Astronom weniger sicher. Er schätzt daher, dass sich allenfalls auf einer von hundert belebten Welten Lebensformen entwickelt haben, die ein technologisches Niveau aufweisen, das zumindest dem unseren entspricht.

Alle 2.000 Lichtjahre eine Zivilisation

"Zieht man nun jene ab, die sich womöglich wieder selbst vernichtet haben, dann kommt man pro 100 Millionen Sterne auf eine technisch hochentwickelte Zivilisation", schließt der Wissenschafter. Mit anderen Worten: Unsere Galaxie könnte etwa 10.000 außerirdische Zivilisationen beherbergen – was wiederum bedeutet, dass der nächste intelligente Nachbar im Schnitt nur 2.000 Lichtjahre entfernt wäre. (Thomas Bergmayr, 31.1.2018)