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Um Binge-Eating am Abend zu vermeiden, sollte man tagsüber geregelte Mahlzeiten zu sich nehmen und abends eine "Sperrstunde" einplanen.

Foto: Getty Images/YinYang

Bereits im Jahr 2013 haben Forscher herausgefunden, dass unser Appetit durch unseren Tagesablauf beeinflusst wird. Am Abend sind die meisten Menschen hungriger als am Morgen, obwohl sie die ganze Nacht nichts gegessen haben. Die Erkenntnis half zu erklären, warum so viele Menschen nicht frühstücken.

Aufbauend auf den damaligen Ergebnissen zum abendlichen Hungergefühl, haben Susan Carnell von der Johns Hopkins University School of Medicine und Charlotte Grillot von der Florida State University nun in einer Studie den Grund für nächtliche Heißhungerattacken untersucht. Die Ergebnisse wurden im "Journal of Obesity" veröffentlicht.

Evolutionäre Anpassung

Für ihre Studie haben die Forscherinnen 32 übergewichtige Männer und Frauen beobachtet. Die Hälfte der Testpersonen waren Binge-Esser – hatten also die Angewohnheit, Heißhungerattacken nachzugehen. Im Zuge der Untersuchung entdeckten die Wissenschafterinnen, dass das Sättigungshormon Peptid YY in den Abendstunden niedriger ist, während das Hungerhormon Ghrelin gegen Abend ansteigt. Besonders Binge-Esser seien von Schwankungen dieser appetitregulierenden Hormone betroffen.

Zudem stellte sich heraus, dass Stress den Hunger bei allen Teilnehmern erhöhte. Das Hungerhormon Ghrelin stieg noch höher an, wenn die Teilnehmer zu einem späteren Tageszeitpunkt einem Stressexperiment ausgesetzt wurden. Dies bestätigte die Annahme, dass Stress, je später er auftritt, eine noch größere Wirkung auf das Hungergefühl haben kann.

"Die Studie zeigt, dass die hormonellen Reaktionen die Teilnehmer dazu zwingen, abends zu essen", sagt Carnell. Es sei jedoch nicht ganz klar, ob diese hormonellen Muster dem Essverhalten von Binge-Eating vorausgehen und es verursachen, oder ob der hormonelle Anstieg erst durch die Essgewohnheiten verursacht wird.

Empfehlung: Sperrstunden am Abend

Abendlicher Hunger könnte auch eine evolutionäre Anpassung des Körpers sein, um die Nacht durchzustehen: "Für Millionen von Jahren war es uns nicht möglich, nachts zu essen. Auch als wir in der Früh aufgewacht sind, stand kein Essen zur Verfügung", sagt Satchidananda Panda vom Salk-Institut für Biologische Studien in San Diego. Nun, da wir zu jeder Tages- und Nachtzeit an Essen kommen, könne das schnell zu Kontrollverlust und nächtlichen Fressattacken führen.

Carnell empfiehlt allen Personen, die zu nächtlichen Heißhungerattacken neigen, tagsüber geregelte Mahlzeiten einzunehmen und sich am Abend eine "Essens-Sperrstunde" zu verordnen. Sie ist sich sicher, dass der Hormonspiegel auf unsere Essgewohnheiten reagiert und überlistet werden kann, wenn Menschen ihr Essverhalten ändern. (red, 11.1.2018)