Alles ist relativ. Der Vergleich mit anderen ist der zentrale Prozess dieser Relativität. Das dürfte für die Fitness ebenso gelten wie für die Einschätzung des eigenen Körpergewichts, vermuten Psychologen.

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Köln – Jeder kennt das Phänomen: Wir vergleichen uns andauernd mit anderen. Forscher der Universität Köln untersuchen nun, wie der psychologische Mechanismus des sozialen Vergleichs das soziale Verhaltens beeinflusst: Konkret wollten sie klären, welche Emotionen Menschen erleben, ob sie eine Diät durchhalten, wie Stereotype entstehen oder welche Partei gewählt wird.

"Was wir über eine Sache wissen, ergibt nur einen Sinn im Vergleich zu dem, was wir sonst alles über die Welt wissen", erklärt Studienleiter Christian Unkelbach. "Bedeutung erlangen Informationen aus der Umwelt immer nur im Vergleich zu anderen Dingen." Das gilt insbesondere im sozialen Bereich, indem es um Vergleiche mit anderen Menschen geht.

Der Forscher nennt dazu ein Beispiel: "Wenn man 25 Liegestütze machen kann: Ist das viel oder wenig? Dafür braucht man Referenzpunkte, wie durchschnittliche Leistungsfähigkeit oder die Werte anderer Menschen." Die zentrale These der Wissenschafter: Wie Menschen ihre soziale Umwelt wahrnehmen und verstehen ist immer relativ. Das wusste bereits der Dramatiker Ödön von Horváth, der in seinem Theaterstück "Italienische Nacht eine der Hauptfiguren immer wieder sagen lässt: "Es ist halt alles relativ."

Wie Stereotype entstehen

Der Vergleich mit anderen ist dabei der zentrale Prozess dieser Relativität. Er bildet die Grundlage von Motivation, Emotionen, Wettbewerb und politischen Meinungen, sagen die Forscher. In sechs Projekten wollen sie nun diesen Prozess untersuchen.

Ein Thema ist das unterschiedliche Diätenverhalten von abnehmwilligen Menschen: "Wenn ich eine sehr durchtrainierte Person sehe, demotiviert mich das dann? Und wenn ich jemanden sehe, an dessen Gewicht ich nah dran bin, motiviert mich das?", lauten die zentralen Fragestellungen. Die Vermutung der Psychologen: "Wenn ich die Welt durch eine Ähnlichkeitsbrille betrachte, dann sind meine Bewertungen besser, positiver."

Was die Forscher noch betonen: Unser Vorstellung davon, dass wir einzigartig sind, wird häufig darüber gespeist, dass wir anderen negativen Eigenschaften zuschreiben. "Wenn ich nach Unterschieden zwischen der Welt und mir suche, dann finde ich eher negative Dinge. Eine andere Gruppe von Menschen wird also über Negatives definiert. Das erklärt, warum Stereotype eher negativ sind und Vorurteile leicht entstehen", resümiert Unkelbach. (red, 7.2.2018)