Im neuen Burger Bros gibt es Spareribs und Chicken Wings ebenso wie Wachauer Rieslinge um 125 Euro die Flasche.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Der Geschmack ist gar nicht schlecht: Basic-Cheeseburger und Süßkartoffelpommes.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Jetzt ist es auch schon bald 40 Jahre her, dass Wien mit dem Bermudadreieck eine eigene Begegnungszone für Nahkampftrinker bekam. Wobei: Das aktuell eher jammervolle Bild mit Hütten wie dem "Slammer" ("1L Sangria € 9,60") oder "Vienna Gnadenlos" tut der Urgeschichte insofern unrecht, als es hier einst durchaus stilbildende Lokale und ebensolches Publikum gab. Auch wenn es heute gar nicht danach aussieht: Die Seitenstettengasse war eine der Brutstätten, in denen sich die nachkriegsgraue, verbiesterte Stadt mit Ende der 1970er Jahre als Vergnügungsort versuchte.

Der Kuchldragoner gehörte da nie dazu, hatte aber das Glück, dass er schon da war, bevor der Hype losbrach. Das Lokal konnte sich trotz legendär schwacher Performance über Jahrzehnte halten. Mit dem allgemeinen Niedergang der Partymeile ging hier aber vor Jahren das Licht aus. Seit ein paar Wochen ist wieder Betrieb an der berüchtigten Adresse. Die Hütte heißt jetzt Burger Bros, ist ein Outlet der gleichnamigen Kette und fügt sich mit schwarz-rotem Farbcode recht nahtlos ins brachiale Animier-Ambiente des Bermudadreiecks.

Gut gebaute Burger

Man sitzt auf Hockern an ziemlich engen Bartischen, es gibt Cocktails, die "Toter Hirsch" oder "Apfelstrudel" heißen, aber auch ein paar echte Trophy-Weine, zum Beispiel Hirtzberger-Riesling von der legendären Lage Singerriedel um 125 Euro. Den Jahrgang verschweigt die Karte, die Nachfrage wird sich aber ohnehin in Grenzen halten.

Dass die seit Jahren anschwellende Schwärmerei der Österreicher für das personifizierte Anti-Essen Burger in naher Zukunft abebben wird, ist auch nicht sehr wahrscheinlich. Die Burger kosten zwischen 9,90 und 23,90 Euro, je nachdem, ob man mit Pattys aus österreichischem Rindfleisch zufrieden ist oder auf Beef aus uruguayischen Feedlots steht – und ob man nominell luxuriöse Zutaten wie Trüffelmayo und Gänseleber hineingepackt haben will. Beilagen, auch die Süßkartoffelpommes im Bild, werden separat verrechnet.

Geschmacklich konnten die um drei Euro günstigeren Laberln aus heimischem Rindfleisch jedenfalls überzeugen, sie bringen deutlich mehr Geschmack zwischen die Feuchtbrotlappen als die fettere Überseevariante. In beiden Fällen sind die Pattys beim Angrillen noch tiefgekühlt, weshalb Burger nur "medium" oder "well done" bestellt werden können – "ansonsten wären sie innen noch gefroren", erklärt der Servicemann.

Dafür ist der Geschmack gar nicht schlecht – das Fleisch saftig, die Toppings (zumindest beim Basic-Cheeseburger um 9,90 Euro, siehe Bild) unaufdringlich, der Burger gut gebaut und in eine Art Stanitzel gepackt, sodass er einigermaßen gefahrlos mit der Hand genossen werden kann. In der mehr als doppelt so teuren Variante "Rossini's" kommen zusätzlich zum Patty ein gegrillter Großchampignon, eine Idee Gänseleberpastete und ein Löffel Trüffelmayo hinein, auf dass das Fett-Protein-Konglomerat vom eindringlich schweißigen Odeur des Ersatzprodukts erfüllt sei.

Schmierung, bitte

Dazu passen "CCC Jalapenos", faszinierende Convenience-Kreationen aus dem Tiefkühler, für die Pfefferoni mit weißlicher Fettsubstanz gefüllt und mit extradicker Panier ummantelt werden, auf dass sie im Fritter sehr knusprig geraten und vor dem Schlucken tief in Ketchup getaucht werden wollen – wegen der Schmierung warat's.

Spareribs gibt es auch, die sind richtig knusprig, durchaus animierend gewürzt und mit Sour Cream und Avocado-Gatsch auch einigermaßen unaufdringlich kombiniert – deutlich besser als das meiste, was im Lande unter selbem Namen verkauft werden darf, aber deswegen noch lange nicht wirklich gut. (Severin Corti, RONDO, 9.2.2018)

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