Oxfam-Mitarbeiter fürchten, dass sich der Skandal um Prostituierte auf die Höhe der Spendengelder auswirken wird.

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Am Freitag erst berichtete die britische Zeitung "The Times", dass Mitarbeiter der internationalen Hilfsorganisation Oxfam während eines Einsatzes in Haiti Prostituierte bezahlt haben, und zwar mit Spendengeldern. Einen Tag später legte der "Guardian" nach: Offenbar haben Mitarbeiter der NGO auch im Tschad Prostituierte engagiert.

Die Zwischenfälle in Haiti sollen nach dem Erdbeben von 2010 erfolgt sein. Der Leiter von Oxfam in dem karibischen Land, Roland van Hauwermeiron, war gleichzeitig auch für den Tschad verantwortlich. 2011 trat er von seinem Amt zurück, nachdem er zugegeben hatte, dass Prostituierte sein Haus in Haiti besucht hatten.

Disziplinarmaßnahmen gab es nach einer internen Untersuchung keine, man trennte sich aber 2011 von insgesamt sieben Mitarbeitern. Oxfam ging mit diesem Skandal nie an die Öffentlichkeit, klagen nun andere NGOs, denn die engagierten die betroffenen Mitarbeiter später. Man hätte sie warnen müssen, hieß es.

Ein Mitarbeiter angeblich entlassen

Nun also auch der Tschad: Ein ehemaliger Oxfam-Mitarbeiter berichtete gegenüber dem "Guardian", dass immer wieder Frauen – seiner Meinung nach vermutlich Prostitutierte – das Haus von Oxfam in dem afrikanischen Land besucht haben. Ein Mitarbeiter sei wegen seines Verhaltens im Jahr 2006 gefeuert werden, heißt es in dem Bericht.

"Ich habe soviel Respekt vor Oxfam. Sie leisten großartige Arbeit, aber das ist ein größeres Problem", sagte der Ex-Mitarbeiter.

Oxfam selbst teilte mit, dass man keine Aufzeichnungen über eine Entlassung im Tschad im Jahr 2006 habe. Darüber hinaus erklärte die NGO in einer Stellungnahme am Samstag, dass man den internen Verhaltenskodex geändert habe. Verboten ist nun, "Geld oder Jobs oder sonstige Dienste gegen Sex" einzutauschen.

London prüft weitere Zusammenarbeit

Nach dem Skandal stellt die britische Regierung die Zusammenarbeit mit Oxfam auf den Prüfstand. Die NGO habe beim Umgang mit dem Skandal einen "Mangel an Urteilsvermögen" gezeigt, teilte das Entwicklungsministerium am Freitagabend in London mit. Oxfam müsse zu den Vorgängen Stellung beziehen und der zuständigen Behörde die Akten der beschuldigten Mitarbeiter übergeben. (ksh, APA, 11.2.2018)