Oft wird die Notfallpille mit der Abtreibungspille verwechselt: Dieser Irrglaube hindert viele Betroffene daran, das Präparat zu kaufen.

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Ein One-Night-Stand ist eine sexuelle Affäre für eine Nacht. Wer sich darauf einlässt, sollte definitiv Safer Sex praktizieren. Doch oft kommt es zu Verhütungspannen wie beispielsweise Verrutschen oder Reißen von Kondomen. Im Rausch der Nacht vergessen auch manche darauf, die Antibabypille zu nehmen. Die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft ist da berechtigt.

Wer den Verdacht hat, schwanger zu werden, sollte so schnell wie möglich handeln und sich eine Pille danach in der Apotheke besorgen. Das Wichtigste dabei ist, dass das Präparat noch vor dem Eisprung eingenommen wird. "Leider wissen viele Frauen nicht, wo sie sich gerade im Zyklus befinden", sagt Apotheker Walter Pahs von der St.-Ulrich-Apotheke Hollabrunn.

Die Pille danach ist rezeptfrei und daher für jeden zugänglich, also auch für Männer. Der Preis der Notfallverhütung liegt bei 13,50 beziehungsweise 31,90 Euro, denn es gibt zwei verschiedene Arten der Pille danach: Die Notfallpille mit dem Wirkstoff Levonorgestrel, die bis zu 72 Stunden, also drei Tage nach dem Geschlechtsverkehr, eingenommen werden sollte. Oder die Pille danach mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat, die spätestens 120 Stunden – also fünf Tage – nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden muss.

Die Wirkung der Notfallpille

"Der Wirkstoff Levonorgestrel verschiebt den Eisprung nach hinten", sagt Pahs, doch dieser wirkt nicht an den zwei risikoreichsten Tagen vor dem Eisprung. In diesem Zeitraum besteht ein 30-prozentiges Risiko, schwanger zu werden. Hier ist der Wirkstoff Ulipristalacetat wesentlich stärker: "Dieser greift noch beim Hormonanstieg kurz vor dem Eisprung ein", erklärt der Apotheker. Der Wirkstoff kann das ansteigende Hormon Lutropin, das die Gelbkörperbildung im Körper regelt, wieder absenken lassen und noch kurzfristig den Eisprung verschieben.

Wer mit der Antibabypille verhütet, nimmt nach der Einnahme der Nofallpille diese wie gewohnt weiter ein und verwendet zusätzlich bis zum Ende der Pillenpackung beziehungsweise Einsetzen der Menstruation ein mechanisches Verhütungsmittel wie ein Kondom oder Diaphragma. Bleibt die Regel jedoch aus, muss ein Schwangerschaftstest gemacht werden. "Viele Kundinnen wissen nicht, dass sich durch die Einnahme der Pille danach die Menstruation verschieben kann. Sie kommt dann entweder früher oder später als gewohnt", merkt Pahs an.

Diese Verschiebung ist eine der möglichen Nebenwirkungen, dazu gehören auch Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindel, Unterbauchschmerzen und Übelkeit. "Im Vergleich zu früheren Notfallverhütungsmitteln ist das Auftreten dieser Nebenwirkungen jedoch sehr selten", erklärt Martina Morawitz, Sozialarbeiterin der First-Love-Beratungsstelle für Jugendliche.

Scham und Unsicherheit

Die Pille danach ist demnach der einzige Rettungsanker, um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. Doch oftmals wird die Notfallpille mit der Abtreibungspille verwechselt, oder es werden Mythen in die Welt gesetzt, etwa dass die Einnahme des Präparats unfruchtbar macht. Dies hält die Betroffenen oft davon ab, sich die Pille danach zu besorgen, weiß Morawitz.

Besonders junge und unsichere Frauen kämpfen häufig mit Schamgefühlen. Sie haben oft Angst, dass sie jemand beim Kauf hören oder sehen könnte, und verzichten deswegen auf die Notfallpille. So agieren die Betroffenen in einer Art Selbstbestrafung, da sie eine vermeintlich "schmutzige Tat" begangen hätten. (Selma Tahirovic, 4.2.2018)