Penélope Cruz als Donatella Versace in "American Crime Story: The Assassination of Gianni Versace".

Foto: Copyright 2017, FX Networks

Altbekannte Melodie: das ehemalige "Aktenzeichen XY ... ungelöst"-Intro.

dirk616

Wer mit deutschsprachigem Fernsehen aufgewachsen ist, kam kaum an "Aktenzeichen XY ... ungelöst" vorbei. Monat für Monat saß man gebannt vor dem Fernseher, wenn Eduard Zimmermann ein neues ungeklärtes Verbrechen vorstellte, dessen angeblicher Hergang dann von Laienschauspielern rekonstruiert wurde. Und trotz der zumeist stümperhaften Darstellung breitete sich Gänsehaut aus – schließlich war das, was man zu sehen bekam, echt.

Ähnlich fühlt sich der True-Crime-Hype an, der seit einigen Jahren Film und Fernsehen erfasst hat. Was 2014 mit dem Podcast "Serial" seinen Anfang nahm, hatte zahlreiche Serien, Filme und Dokumentationen zur Folge. Zuletzt ist die zweite Staffel von "American Crime Story" angelaufen. Nach dem Mordprozess um O. J. Simpson steht nun die Ermordung von Gianni Versace im Jahr 1997 im Mittelpunkt der Geschichte. Zwei weitere Staffeln sind bereits in Planung, in der dritten geht es um die dramatischen Geschehnisse in einem Krankenhaus in New Orleans in den Tagen nach Hurrikan Katrina, in der vierten um den Clinton-Lewinsky-Skandal. An wahren Kriminalfällen besteht wahrlich kein Mangel, wie das reichhaltige Serienangebot zeigt.

Zeitreisen und Dokuserien

In "Alias Grace" wird – nach einem Buch von Margaret Atwood – gar ein wahrer Fall aus dem Jahr 1843 aufgerollt. Bei der Serie "Mindhunter" reicht der Zeitsprung nur in die 1970er-Jahre: Im Zentrum stehen die Anfänge der Kriminalpsychologie beim FBI, die Dialoge der Agenten mit den verurteilten Serienmördern beruhen auf den tatsächlichen Interviews. In "Manhunt: Unabomber" geht es um die Suche und Ergreifung des amerikanischen Terroristen Ted Kaczynski.
Und auch True-Crime-Dokuserien erfreuen sich großer Beliebtheit: "Making a Murderer", "The Confession Tapes", "The Keepers" und "The Jinx" rollen in mehreren Folgen die Geschichten wahrer Verbrechen erneut auf.

Das Böse in uns

Doch was genau macht die Faszination an wahren Kriminalfällen aus? Ist es reiner Voyeurismus? Interesse an Zeitgeschichte? Ist es die Anziehungskraft des Todes? "Menschen sind fasziniert vom Bösen. Wir fragen uns, woher es kommt und ob wir selber dazu in der Lage wären. Manche suchen die Antwort in der Fiktion, während andere wahre Verbrechensgeschichten bevorzugen", so der Schriftsteller Ian Rankin im "Guardian". "Man steht auf den Schultern von Monstern, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu begeben."

Welche True-Crime-Serie können Sie empfehlen?

Was fasziniert am Genre? Bevorzugen Sie Fiktion oder True Crime? Welche Serien haben Sie begeistert, von welchen waren Sie enttäuscht? (aan, 15.2.2018)