Fernsehen im Kleinkindalter ist nicht förderlich für die spätere Gesundheit, so eine Studie.

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Montreal – Sie essen öfter Junkfood, konsumieren mehr Energydrinks und bringen schlechtere Schulnoten nach Hause: Eine kanadische Studie hat die Auswirkungen frühkindlichen Fernsehkonsums auf die Essgewohnheiten und Schulleistungen von Jugendlichen in den Blick genommen.

In einer Langzeitstudie untersuchten die Doktorandin Isabelle Simonato und Linda Pagani, Professorin an der School of Psychoeducation der University of Montreal, die Zusammenhänge zwischen Fernsehen im Kleinkindalter und späterem Lebensstil in der Pubertät. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal "Preventive Medicine" veröffentlicht.

Ungesunde Essgewohnheiten

Über einen Zeitraum von elf Jahren begleitete Pagani und ihr Forscherteam Eltern von rund 2.000 Mädchen und Buben, geboren zwischen 1997 und 1998 in Québec. Als die Kinder zwei Jahre alt waren, befragten die Wissenschafter die Eltern zu den täglichen Fernsehgewohnheiten des Nachwuchses. Eine Dekade später führten sie Interviews mit den Jugendlichen selbst und sprachen mit ihnen über ihre Ernährungsvorlieben und Verhaltensweisen in der Schule. Ergebnis: Zu viel Fernsehen im Alter von zwei Jahren kann zu ungesunden Essgewohnheiten in der Pubertät und zu schlechteren Leistungen in der Schule führen.

"Es ist nicht viel darüber bekannt, wie stark frühkindlicher Fernsehkonsum mit dem Lebensstil im Jugendalter zusammenhängt", sagt Pagani, die auch zu den Auswirkungen kindlichen Fernsehkonsums auf das Sozialverhalten forschte, DER STANDARD berichtete. "Diese Geburtskohorte ist deshalb ideal, weil die Kinder vor Smartphones und Tablets geboren wurden und auch noch bevor pädiatrischen Empfehlungen und Richtlinien veröffentlicht wurden. Die meisten Eltern haben ihre Kinder mit Fernsehen aufgezogen und es als harmlos angesehen. Das macht unsere Studie sehr authentisch, ohne äußere Richtlinien oder Eingriffe." In Fragebögen berichteten die Jugendlichen, die im Kleinkindalter viele Stunden vor TV-Geräten verbracht hatten, dass sie mehr Junkfood, also Pommes frites, salzige oder süße Snacks und Energydrinks, zu sich nehmen würden.

Fernsehen als Belohnung

Über die Zusammenhänge von Fernsehkonsum und Ernährung sagt Simonato: "Da wir viele Informationen über jedes Kind und jede Familie hatten, konnten wir andere psychologische und soziodemografische Faktoren eliminieren." Interessantes Detail: Viele Eltern setzen die Zeit vorm Bildschirm als Belohnung oder Entspannung für ihre Kinder ein. Dazu Pagani: "Fernsehen als Belohnung, also geringe mentale Anstrengung durch Unterhaltung, beeinflusst später das Engagement, das ein Jugendlicher für die Schule und später für das Studium aufbringt. Wir glauben daher, dass die Empfehlungen, wonach Kleinkinder nicht mehr als eine Stunde fernsehen sollen, richtig sind, um eine gesunde Entwicklung zu fördern." (chrit, 14.2.2018)