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Pyramidenspiel geht auch mit Kryptogeld.

Foto: Reuters

Wien – Auch Tage nach dem Auffliegen der Optioment-Betrugsmasche steht die Frage im Raum, wie so viele Teilnehmer für dieses vermeintliche Investment gewonnen werden konnten. Eine tragende Rolle wird dabei den als drei Musketiere bezeichneten Österreichern (ein Brüderpaar aus der Steiermark und ein Niederösterreicher) zugeschrieben. Sie haben seit 2016 diesbezügliche Veranstaltungen organisiert.

Ein beliebter Ort war dabei das Hotel Roomz Vienna in Simmering. An diesem Ort wurden mindestens vier Mal Präsentationen abgehalten. Mindestens zwei Mal wurde das System in der Pyramide in Vösendorf vorgestellt, und auch im Westen – im Fairmotel Dornbirn – gab es ein Meeting.

Ruhiger und solider Vortrag

"Man hat Bitcoin und die Technologie erklärt und sachlich die Investmentidee dargestellt", sagt ein Mann, der bei einer Veranstaltung im Roomz Vienna dabei war und anonym bleiben möchte, dem STANDARD. Das "Einpeitschen" und die als "sektenartig" beschriebenen Vortragsmethoden hat er so nicht kennengelernt. 100 bis 120 Leute wären damals im Saal gewesen. Aus der ganzen Präsentation habe sich nicht ablesen lassen, dass hier ein unseriöses System dahinterstecken könnte, sagt der Involvierte, der letztlich auch einen Vertrag mit Optioment unterzeichnet und einen Bitcoin investiert hat.

Aufgrund der Infos der drei vortragenden Musketiere hätte es für die Besucher so geklungen, als ob die drei das Unternehmen Optioment wären. Das System sei seinem Verständnis nach als österreichisches Unternehmen herübergekommen, beschreibt der Teilnehmer. Es sei erklärt worden, dass die drei einen Tradingroboter (mit)entwickelt hätten – besonders einer der drei Musketiere sei als Softwareexperte ausgepriesen worden -, mit dem auf Arbitragehandel gesetzt werde. Bei solchen Geschäften werden Preisunterschiede für dasselbe Produkt an verschiedenen Märkten zur Gewinnerzielung ausgenützt.

An diesem Punkt sei auch erwähnt worden, dass die drei mit einem ausländischen Unternehmen, das Erfahrung in diesem Tradingbereich habe, in Kontakt stünden. Auch Kontakte zu einer russischen Bank seien im Vortrag erwähnt worden. Warum es diese Kontakte gebraucht hat, daran könne sich der Involvierte heute nicht mehr erinnern. Weil erwähnt wurde, dass es eine Rücklage von 35.000 Bitcoins gebe und das System damit besichert sei, hätte er ein Investment gewagt.

Verbreitet wurden die Termine zu den Optioment-Infoabenden über eine Homepage, deren Betreiber der involvierte Niederösterreicher ist.

Multi-Level-Erfahrung

Geht es um den Vertrieb von Produkten, so hat zumindest einer der zwei steirischen Brüder bereits Erfahrung auf anderen Ebenen gesammelt. Er war – oder ist – Geschäftsführer von wellnett.at, einem Portal, auf dem Einrichtungen für Beauty, Massage und Gesundheit in der Nähe gesucht werden können. Im Impressum dieser Seite schien das Musketier am Freitag noch als Geschäftsführer auf – mittlerweile wurde die Funktion an dieser Stelle gestrichen. Zu finden ist dort nur noch eine Adresse in Larnaka auf Zypern.

Auch das System des Multi-Level-Marketings – auf dem auch Optioment aufgesetzt wurde – ist den Brüdern wohlbekannt. Sie haben oder hatten den Vertrieb der Nahrungsergänzungsmittel von Juice-Plus inne. Auf einer der Kontaktseiten sind noch immer die Daten von einem der Brüder zu finden. Vertrieben wurden diese Produkte ebenfalls bei Veranstaltungen – etwa im September 2014 im Freizeitzentrum Südstadt. Sowohl die Stiftung Warentest als auch der VKI haben diese Produkte in den vergangenen Jahren kritisiert. Vertrieben wurde auch über Partnerschaften, als Partner bekäme man selbstverständlich Rabatt. (Bettina Pfluger, 18.2.2018)